TIR hocherfreut: Nationalrat spricht sich für griffigen Gegenvorschlag zur Pelz-Initiative aus
Der Nationalrat hat gestern einem indirekten Gegenvorschlag zur sogenannten Pelz-Initiative zugestimmt. Dieser sieht vor, im Tierschutzgesetz sowohl ein Import- als auch ein Handelsverbot für tierquälerisch erzeugte Pelzprodukte zu verankern. Die grosse Kammer hat sich dabei gegen einen Mehrheitsantrag der vorberatenden Kommission ausgesprochen, die die Vorlage stark verwässert hätte. Die Stiftung für das Tier im Recht (TIR) wird sich gemeinsam mit weiteren Tierrechts- und Tierschutzorganisationen dafür stark machen, dass die vom Nationalrat beschlossene Version des Gegenvorschlags nun auch vom Ständerat angenommen wird.
18.09.2025
Der Nationalrat hat nun an seiner gestrigen Sitzung dem Gegenvorschlag in der Version des Bundesrats zugestimmt. Damit hat er sich in einem entscheidenden Punkt gegen einen Mehrheitsantrag der vorberatenden Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur (WBK) ausgesprochen. Dieser sah vor, sich bei der Frage, welche Pelzprodukte als nicht tierquälerisch erzeugt gelten und somit auch künftig eingeführt und verkauft werden dürfen, nicht – wie vom Bundesrat vorgeschlagen – auf ein Zertifizierungsprogramm des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV), sondern auf die "Vorgaben international anerkannter Zertifizierungssysteme" zu stützen. Eine solche Lösung wäre aus Tierschutzsicht inakzeptabel gewesen, da sämtliche "international anerkannten Zertifizierungssysteme" – wie etwa FURMARK oder Saga Furs – aus der Pelzindustrie selbst stammen und lediglich den Status quo der industriellen Pelzproduktion zementieren. So werden die Tiere auch auf Betrieben, die entsprechend zertifiziert sind, ohne artgerechte Beschäftigungsmöglichkeiten in engen Käfigen mit Gitterböden gehalten – Bedingungen, die nach Massstab des Schweizer Tierschutzgesetzes als klar tierquälerisch zu bezeichnen sind (siehe Newsmeldung vom 15.9.2025).
Die TIR hatte sich im Vorfeld der Abstimmung gemeinsam mit Vier Pfoten, dem Zürcher Tierschutz, dem Schweizer Tierschutz STS, Sentience und Animal Rights Switzerland stark für eine Ablehnung des Mehrheitsantrags der WBK engagiert und begrüsst die Entscheidung des Nationalrats daher sehr.
Erfreulich ist aus Tierschutzsicht weiter, dass Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider während der Nationalratsdebatte versicherte, dass auch sogenannte Totschlagfallen vom – noch nicht final erarbeiteten – Zertifizierungsprogramm des BLV als tierquälerisch eingestuft würden und entsprechend gewonnene Pelze somit vom Verbot erfasst seien. In den Erläuterungen zum im Juli auf Verordnungsstufe in Kraft getretenen Importverbot hatte das Eidgenössische Departement des Innern (EDI) noch festgehalten, dass solche Fallen nicht als tierquälerisch beurteilt würden (siehe Newsmeldung vom 30.5.2025).
Insgesamt hat sich der Nationalrat somit für einen sehr griffigen Gegenvorschlag zur Pelz-Initiative ausgesprochen. Die TIR, die sich schon seit vielen Jahren für ein Importverbot für tierquälerisch erzeugte Pelzprodukte stark macht und auch an mehreren entsprechenden politischen Vorstössen beteiligt war, ist hocherfreut über diese Entwicklung. Sie wird sich nun in Zusammenarbeit mit den anderen Tierrechts- und Tierschutzorganisationen dafür einsetzen, dass die nationalrätliche Vorlage auch im Ständerat eine Mehrheit findet und das Import- und Handelsverbot somit definitiv verabschiedet wird.
Weitere Informationen:
- Indirekter Gegenvorschlag des Bundesrats zur "Pelz-Initiative" (Änderung des Tierschutzgesetzes)
- Volksinitiative "Ja zum Importverbot für tierquälerisch erzeugte Pelzprodukte (Pelz-Initiative)"
- Botschaft des Bundesrats zur Volksinitiative "Ja zum Importverbot für tierquälerisch erzeugte Pelzprodukte (Pelz-Initiative)" und zum indirekten Gegenvorschlag (Änderung des Tierschutzgesetzes) vom 28.5.2025
- Pelzimportverbot: Änderung der Verordnung über die Ein-, Durch- und Ausfuhr von Tieren und Tierprodukten im Verkehr mit Drittstaaten (EDAV-DS) vom 28.5.2025
- Pelzimportverbot: Änderung der Verordnung über die Ein-, Durch- und Ausfuhr von Tieren und Tierprodukten im Verkehr mit den EU-Mitgliedstaaten, Island und Norwegen sowie Nordirland (EDAV-EU) vom 28.5.2025
- Band 16 der TIR-Schriftenreihe "Zulässigkeit von Beschränkungen des Handels mit tierquälerisch hergestellten Pelzprodukten"
- TIR-Kampagnenseite "Stopp Pelz!"