TIR zum Tabuthema Zoophilie
Zoophilie – also Sexualität mit Tieren – ist wesentlich weiter verbreitet als gemeinhin angenommen wird. Der Tages-Anzeiger befasst sich in seiner heutigen Ausgabe in einem ausführlichen Beitrag mit diesem Phänomen. Dabei bezieht er sich in erster Linie auf einen ausführlichen Aufsatz von Dr. Gieri Bolliger, Geschäftsleiter der Stiftung für das Tier im Recht (TIR).
01.06.2011
Sexualität mit Tieren stellt eines der letzten grossen Tabus in unserer Gesellschaft dar. Daher gestaltet es sich auch schwierig, die Anzahl zoophiler Menschen zuverlässig zu schätzen. Im Report von Albert Kinsey aus den Fünfzigerjahren, für den rund 20'000 Amerikanerinnen und Amerikaner zu ihrem Sexualverhalten befragt wurden, gaben 8 Prozent der Männer und 3.5 Prozent der Frauen an, mindestens einmal geschlechtlichen Kontakt zu Tieren gehabt zu haben. Aufgrund neuerer Untersuchungen geht man heute davon aus, dass etwa 5 Prozent der männlichen und 2 Prozent der weiblichen Bevölkerung sexuelle Kontakte zu Tieren pflegen oder mindestens einmal bereits entsprechende Handlungen vorgenommen haben. Hochgerechnet auf die Schweiz ergäbe dies eine Zahl von 275'000 Zoophilen.
Hierzulande sind sexuell motivierte Handlungen mit Tieren seit September 2008 explizit verboten. Zuvor waren sexuelle Handlungen mit Tieren – wie auch heute noch in den meisten Staaten – lediglich dann strafbar, wenn dem Tier dabei körperliche Schäden zugefügt wurden. Wer heute jedoch sexuell mit einem Tier verkehrt, begeht unabhängig davon, ob das Tier dabei Verletzungen erleidet, eine Tierquälerei und riskiert damit eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe. Schon länger verboten sind zudem die Verbreitung und der Besitz tierpornografischen Materials.
Im Rahmen einer Fachtagung zum Thema "Psychologische Aspekte zum Tier im
Recht" an der Universität Zürich im Oktober 2009 hielt der
Geschäftsleiter der TIR, Dr. Gieri Bolliger, einen Vortrag zum Thema
"Sexualität mit Tieren (Zoophilie) in Psychologie und Recht". Eine
leicht ausgebaute schriftliche Version des Referats ist kürzlich im
Sammelband zur Tagung erschienen. Im Rahmen einer eigenen Schriftenreihe
der TIR, in der sowohl eigene Werke als auch solche ausgewählter
externer Autoren veröffentlicht werden, wird im Herbst zudem eine stark
erweiterte Fassung publiziert. Darin werden verschiedene Aspekte der
Zoophilie wie Verbreitung, historischer Hintergrund, psychologische
Faktoren und die rechtliche Sitaution in der Schweiz sowie in anderen
Ländern genauer beleuchtet und eingehend analysiert.