Tierschutz auf Reisen
Obwohl Tierschutz die meisten Menschen zu Hause als selbstverständlich
erachten, kann es als Urlauber leicht passieren, unfreiwillig mit
Tierschutzproblematiken in Berührung zu geraten. Die Stiftung für das
Tier im Recht (TIR) zeigt zu Beginn der Ferienzeit einige Problemfelder
auf, die häufig mit grossem Tierleid verbunden sind. Vermieden werden
sollten insbesondere Tiershows sowie ein direkter Kontakt mit
Wildtieren.
20.07.2017
Publikumsmagnet sind häufig Tiershows. Das Lächerlichmachen oder Vermenschlichen von Tieren zur Belustigung des Publikums stellt jedoch eine klare Erniedrigung des Tieres dar. Letztlich dienen Vorführungen von Wildtieren ausschliesslich der Unterhaltung und sind somit ebenfalls nicht durch ein übermässiges Interesse seitens des Menschen zu rechtfertigen. Verzichtet werden sollte insbesondere auch auf den Besuch von Delfinarien. Delfine haben ein sehr grosses Bewegungsbedürfnis und leben normalerweise in grossen Gemeinschaften mit ausgeprägten Sozialstrukturen. Die Unterbringung in Gefangenschaft bedeutet daher eine massive Beeinträchtigung ihres Wohlergehens.
In asiatischen und afrikanischen Ländern sehr beliebt sind Elefantenritte. Der Wille der Tiere wird hierfür jedoch durch Folter (Futterentzug, Ketten an den Beinen, Schläge) gebrochen. Meist werden sie als Jungtiere aus der Wildnis entrissen. Für ein Elefantenkalb müssen ausserdem nicht selten mehrere erwachsene Tiere sterben, die versuchen, ihre Jungtiere zu beschützen.
Ebenfalls verbreitet sind Erinnerungsfotos mit Tieren, insbesondere mit Tierbabys. So etwa werden Papageien Touristen auf die Schulter gesetzt, oder gar Raubkatzen für den perfekten Schnappschuss positioniert. Auf den Bildern oft nicht zu sehen ist der enorme Stress, dem diese Tiere durch das ständige Anfassen und Weiterreichen ausgesetzt sind. Da ein direkter Kontakt mit Wildtieren für Touristen ausserdem nicht ungefährlich ist, werden die Tiere häufig mit Beruhigungsmitteln und Medikamenten sediert oder mit Gewalt gefügig gemacht. Geläufig ist auch das Entfernen von Zähnen oder Krallen. Wenn Jungtiere grösser werden und ihren Niedlichkeitsfaktor verlieren oder die Saison vorüber ist, werden die Tiere oftmals getötet, ausgesetzt oder abgeschoben. "Nachschub" stammt bei einigen Arten aus Wildfängen. Die Elterntiere der gefangenen Jungtiere werden dabei meistens getötet. Teilweise werden Tiere extra für Touristenattraktionen gezüchtet.
Selbstverständlich gibt es auch seriöse Auffang- und Wildtierstationen. Wer einen Beitrag zum Schutz bedrohter Tierarten leisten möchte, ist gut beraten, sich für die Erhaltung tierischer Lebensräume einzusetzen, um die Vermehrung in freier Wildbahn sicherzustellen. Seriöse Auffangstationen wildern ihre Tiere, wenn irgendwie möglich, wieder aus. Direkter Kontakt zwischen Mensch und Wildtier wird dabei auf ein Minimum reduziert; Zuchten oder Tiershows finden keine statt. Die Tiere werden nicht für Selfies oder als Streichelobjekte missbraucht.
Erfreulicherweise streichen immer mehr Reiseveranstalter Angebote mit direktem Kontakt zu Wildtieren aus ihrem Programm. So hat DER Touristik, ein Touristikkonzern im deutschsprachigen Raum, zu dem auch das Reiseunternehmen Kuoni gehört, in der letzten Woche angekündigt, touristische Angebote, die Tiere instrumentalisieren, zukünftig sukzessive zu entfernen. Dazu gehören Erlebnisse wie Elefantenreiten, Delfinschwimmen, Spaziergänge mit Löwen, Bärenshows oder Stierkämpfe. TIR ist erfreut über diesen ersten Schritt und hofft auf ein generelles Umdenken in der Reisebranche. Bereits letztes Jahr hat TripAdvisor, eine der grössten Reisewebsites, den Verkauf von Tickets für diverse Wildtierattraktionen eingestellt.
Touristen sollten fragwürdige Angebote bei ihrem Hotel- oder Reiseveranstalter melden. Auch bei Safaris, Delfin- und Walbeobachtungstouren ist auf die Seriosität der Anbieter zu achten. Kleine Gruppengrösse, Einhaltung von Mindestabständen, kein direkter Kontakt zu Tieren, fachliche Begleitung, kein Aussteigen aus dem Fahrzeug oder Boot, sind dabei wichtige Auswahlkriterien. Der Konsument hat die Macht, durch sein Verhalten grossen Einfluss auf die Angebotslage vor Ort zu nehmen.
Weitere Informationen
- Ferienzeit: Reisen und Tierschutz
- Artikel der Süddeutschen Zeitung zum Thema "Wie Tiere für Touristen leiden" vom 14.4.2016
- Pressemeldung vom 13.7.2017 "Tourismus braucht Tierschutz": DER Touristik führt verbindliche Tierschutzrichtlinie ein
- TIR-Newsmeldung vom 18.10.2016 "TIR erfreut: Grösste Reisewebseite nimmt viele Wildtierattraktionen aus ihrem Angebot"