Ferienzeit: Reisen und Tierschutz
21.07.2016
Besonders problematisch ist die Haltung von Wildtieren in Gefangenschaft. Da sie keinen Domestikationsprozess durchlaufen haben, sind sie nicht an ein Leben in menschlicher Obhut gewöhnt. Einrichtungen, in denen Tiere nur zur Belustigung des Publikums präsentiert werden und arteigene Bedürfnisse und Verhaltensweisen nicht ausleben können, sind daher abzulehnen. Bei zahlreichen, unter anderem auch sehr populären Tierarten wie etwa Delfine, Wale, oder Raubkatzenarten, ist eine auch nur annähernd artgerechte Haltung faktisch nicht möglich. Vielmehr bedeutet die Unterbringung in Gefangenschaft in der Regel eine massive Beeinträchtigung ihres Wohlergehens.
Weiterer Publikumsmagnet sind Tiershows. Das Lächerlichmachen oder Vermenschlichen von Tieren zur Belustigung des Publikums stellt jedoch eine klare Erniedrigung des Tieres dar. Gewalt und Wasser- oder Futterentzug sind auch heute noch weit verbreitete Dressurmethoden. Letztlich dienen Vorführungen von Wildtieren ausschliesslich der Unterhaltung und sind somit ebenfalls nicht durch ein übermässiges Interesse seitens des Menschen zu rechtfertigen. Verzichtet werden sollte insbesondere auch auf den Besuch von Delfinarien. Delfine haben ein sehr grosses Bewegungsbedürfnis und leben normalerweise in grossen Gemeinschaften mit ausgeprägten Sozialstrukturen.
In asiatischen und afrikanischen Ländern sehr beliebt sind Elefantenritte. Der Wille der Tiere wird hierfür jedoch durch Folter (Futterentzug, Ketten an den Beinen, Schläge) gebrochen. Meist werden sie als Jungtiere aus der Wildnis entrissen. Für ein Elefantenkalb müssen ausserdem nicht selten mehrere erwachsene Tiere sterben, die versuchen, ihre Jungtiere zu beschützen.
Ebenfalls verbreitet sind Erinnerungsfotos mit Tieren, insbesondere mit Tierbabys. So etwa werden Papageien Touristen auf die Schulter gesetzt, oder Delfinen oder gar Raubkatzen für den perfekten Schnappschuss positioniert. Auf den Bildern oft nicht zu sehen ist der enorme Stress, dem diese Tiere durch das ständige Anfassen und Weiterreichen ausgesetzt sind. Da ein direkter Kontakt mit Wildtieren für Touristen ausserdem nicht ungefährlich ist, werden die Tiere häufig mit Beruhigungsmitteln und Medikamenten sediert oder mit Gewalt gefügig gemacht. Geläufig ist auch das Entfernen von Zähnen oder Krallen. Wenn Jungtiere grösser werden und ihren Niedlichkeitsfaktor verlieren oder die Saison vorüber ist, werden die Tiere oftmals getötet, ausgesetzt oder abgeschoben. "Nachschub" stammt bei einigen Arten aus Wildfängen. Die Elterntiere der gefangenen Jungtiere werden dabei meistens getötet. Teilweise werden Tiere extra für Touristenattraktionen gezüchtet.
Touristen werden häufig mit Artenschutzbehauptungen geködert. So beispielsweise wird ihnen glaubhaft gemacht, mit dem für das "Raubkatzenstreicheln" bezahlten Entgelt zur Erhaltung bedrohter Arten beizutragen. Obschon der Wunsch vieler Menschen, sich für den Artenschutz zu engagieren sehr erfreulich ist, besteht jedoch die Gefahr, ungewollt einen Beitrag an unseriöse Zuchteinrichtungen, "Auffangstationen" oder "Waisenhäuser" zu leisten.
Vom Kauf von Tieren aus Mitleid ist ebenfalls abzuraten, da die Tiere in der Regel sofort ersetzt werden. Lebende Tiere sowie Souvenirs aus Tierprodukten (wie beispielsweise Erzeugnisse aus Krokodil- und Schlangenleder, Schnitzereien aus Elfenbein, Pelz, etc.) sollten ebenfalls nicht erworben werden. Die Mitnahme international geschützter Arten ist teilweise gänzlich verboten oder zumindest bewilligungspflichtig. Wer gegen diese Regelungen verstösst, macht sich strafbar. Doch auch korrekt ausgestellte CITES-Papiere stellen keine Garantie für einen artgerechten Umgang mit dem Tier dar, da Tierschutzfragen, wie beispielweise die Art und Weise der Tötung oder die Haltung von Wildtieren, im Rahmen des internationalen Artenschutzabkommens CITES keine Rolle spielen.
Auch beim Essen sollte auf tierquälerische Spezialitäten verzichtet werden. In Asien sehr beliebt sind beispielsweise Haifischsuppen. Millionen Haie müssen hierfür ihr Leben lassen. Die Flossen werden den Tieren teilweise noch lebend abgetrennt. Verzichtet werden sollte insbesondere auch auf den Verzehr von Froschschenkeln, Hummer, Schildköten, Walfischfleisch, Buschfleisch, Singvögeln und weiteren Wildtierarten. Um einen Rückgang der entsprechenden Nachfrage zu bewirken, sind tierquälerische Attraktionen zwingend zu meiden.
Selbstverständlich gibt es auch seriöse Auffang- und Wildtierstationen. Wer einen Beitrag zum Schutz bedrohter Tierarten leisten möchte, ist gut beraten, sich für die Erhaltung tierischer Lebensräume einzusetzen, um die Vermehrung in freier Wildbahn sicherzustellen. Seriöse Auffangstationen wildern ihre Tiere wenn irgendwie möglich wieder aus. Direkter Kontakt zwischen Mensch und Wildtier wird dabei auf ein Minimum reduziert; Zuchten oder Tiershows finden keine statt. Die Tiere werden nicht für Selfies oder als Streichelobjekte missbraucht.
Touristen sollten fragwürdige Angebote bei ihrem Hotel- oder Reiseveranstalter melden. Auch bei Safaris, Delfin- und Walbeobachtungstouren ist auf die Seriosität der Anbieter zu achten. Kleine Gruppengrösse, Einhaltung von Mindestabständen, kein direkter Kontakt zu Tieren, fachliche Begleitung, kein Aussteigen aus dem Fahrzeug oder Boot, sind dabei wichtige Auswahlkriterien. Der Konsument hat die Macht, durch sein Verhalten grossen Einfluss auf die Angebotslage vor Ort zu nehmen.