Neue Volksinitiative will Nutztiere ins Freie bringen – TIR freut sich, eine der Trägerorganisationen zu sein
Heute startet die Vorkampagne für die "Eidgenössische Initiative für regelmässigen Auslauf ins Freie zugunsten aller landwirtschaftlich gehaltenen Tiere" – kurz: Auslauf-Initiative. Ziel des Vorstosses ist, allen sogenannten Nutztieren in der Schweiz künftig regelmässigen Zugang ins Freie zu gewähren. Die TIR ist eine der vier Trägerorganisationen und wird sich in den kommenden Monaten für die Forderung nach mehr Tierwohl in der Landwirtschaft stark machen.
14.10.2025
In der Schweiz leben jedes Jahr über 80 Millionen Tiere in Landwirtschaftsbetrieben. Offizielle Zahlen suggerieren, dass ein Grossteil davon regelmässig Auslauf hat. In Wahrheit profitieren aber nur rund 15 Prozent der Tiere vom bestehenden RAUS-Programm. Das in den Werbungen oftmals geschönte Bild hat demnach leider wenig mit der Realität zu tun. Die Auslauf-Initiative will den Bund neu verpflichten, dafür zu sorgen, dass alle Tiere regelmässigen Auslauf ins Freie erhalten, dass die Umsetzung dieser Forderung sozialverträglich erfolgt und dass auch Importprodukte diesem Grundsatz Rechnung tragen.
In der Schweizer Landwirtschaft wurde das Tierwohl in den letzten Jahren nur sehr minim verbessert. Im Parlament wird derzeit sogar über eine Aufweichung des RAUS-Programms diskutiert. Zudem sieht auch die geplante Agrarpolitik 2030 bislang kaum Verbesserungen im Bereich Tierwohl vor. Mit der Auslauf-Initiative wird nun jedoch eine grundsätzliche Anhebung des Tierwohlstandards in der Landwirtschaft angestrebt. Eingereicht wird die Initiative in Form einer sogenannten "Allgemeinen Anregung". Dies bedeutet, dass sie zwar den politischen Auftrag formuliert, hierzu aber keinen konkreten Gesetzestext vorgibt. Wird die Initiative von der Bundesversammlung angenommen, ist das Parlament verpflichtet, einen Umsetzungsvorschlag zu erarbeiten und zur Volksabstimmung zu bringen. So erhält die Bundesversammlung, im Vergleich zur herkömmlichen Form einer Volksinitiative, inhaltlich und zeitlich mehr Spielraum bei der Ausarbeitung des Verfassungstextes. Lehnt die Bundesversammlung die Initiative schon vorgängig ab, kommt es zu einer ersten Volksabstimmung, wobei nur das Volksmehr benötigt wird. Dank dieser offenen Formulierung erhoffen sich die Initiantinnen und Initianten erhöhte Erfolgschancen.
Auslauf erlaubt Tieren, sich körperlich zu betätigen, ihre Umgebung zu erkunden und soziale Kontakte unter natürlicheren Bedingungen zu pflegen. Somit stellt der Zugang ins Freie ein elementares Grundbedürfnis zur Sicherstellung von Gesundheit und Wohlbefinden dar, das auch Tieren in der Landwirtschaft nicht verwehrt werden darf. Dennoch sehen Millionen Tiere den freien Himmel erst am Tag ihrer Schlachtung. Die Auslauf-Initiative möchte dies ändern und einen verbindlichen Mindeststandard für alle landwirtschaftlich gehaltenen Tiere verankern.
Die Initiative wurde von der Organisation Sentience ins Leben gerufen und wird derzeit in enger Zusammenarbeit mit der TIR, KAGfreiland und VIER PFOTEN vorbereitet. Ergänzt wird die Trägerschaft durch ein Initiativkomitee mit Fachpersonen aus der Politik und der Landwirtschaft. Vor der offiziellen Lancierung starten die Organisationen heute mit einer dreimonatigen Vorkampagne. Ziel ist es, 20’000 Menschen zu gewinnen, die die Initiative mit zugesicherten Unterschriften und/oder Spenden unterstützen. Sobald diese Grundlage geschaffen ist, beginnt die offizielle Unterschriftensammlung – frühestens im Februar 2026.