Newsletter TIR-Bibliothek: TIR präsentiert den Lesetipp
Die Stiftung für das Tier im Recht (TIR) stellt mit ihrem ersten Bibliotheksnewsletter des Jahres 2024 wiederum ausgewählte Neuzugänge vor. Präsentiert werden dabei Bücher, Artikel und Filmbeiträge zu tierrelevanten Themen. Im Fokus der aktuellen Ausgabe steht das Buch "Veganomics – Die vegane Revolution und ihre Zukunftsmärkte", das uns lösungsorientierte Wege aus der intensiven Nutztierhaltung bis hin zum Aufbau einer pflanzenbasierten Gesellschaft aufzeigt.
21.03.2024
Joël Luc Cachelin, Autor des vorliegenden Buches, schreibt, dass eine vegane Revolution umfassend und radikal sein muss, damit die Abkehr des Konsums von tierlichen Proteinen gelingt. Obwohl einige Industrieländer bereits einen sinkenden Fleischkonsum verzeichnen, wird der globale Verzehr in den nächsten fünf Jahren weiter zunehmen. Dies zeigt auch der von der Heinrich-Böll-Stiftung publizierte Fleischatlas 2018, der einen 13-prozentigen Anstieg prognostiziert. Grund hierfür sind die neuen Mittelschichten in Asien und Afrika, in denen Fleisch noch immer als Statussymbol gilt. Dies ist insofern absurd, als dass in anderen Teilen dieser Kontinente grosse Hungersnot herrscht, was wiederum auf die intensive Tiernutzung zurückzuführen ist.
Eigentlich würden viele Gründe für eine Neuordnung unseres Ernährungssystems sprechen. Die Menschheit muss weniger Fleisch- und Milchprodukte konsumieren, um unseren Planeten zu schützen. Denn die intensive Landwirtschaft mit ihren Massentierhaltungsbetrieben verursacht nicht nur grosses Tierleid, Pandemien und Zoonosen, vielmehr ist sie auch verantwortlich für schlechte Böden, weil durch den Pestizideinsatz die Nährstoffe und die Biodiversität abnehmen, was zu Ernteausfällen und Hungersnöten führt. Tierliche Produkte sind sodann für 83 Prozent des landwirtschaftlichen Flächenverbrauchs verantwortlich. Auch die Abholzungen von Primär- und anderen Wäldern sowie die Erstellung von Monokulturlandschaften haben starke Auswirkungen auf das Klima.
Der Autor möchte nicht moralisierend agieren, sondern uns mit viel Optimismus lösungsorientierte Wege aus unseren Essgewohnheiten, Traditionen und veralteten Ernährungssystemen aufzeigen. In seinem Buch wagt er ein spannendes Gedankenspiel, das auf einer fiktiven Erzählung basiert und dabei von der Unabhängigkeit von "Veganias" und den Bestrebungen "Karnivorias" berichtet.
Karnivoria repräsentiert jene fünf Staaten, die aktuell am meisten Fleisch produzieren: China, die USA, Brasilien, Russland und Deutschland. Da es nach einer zweiten Multipandemie mit einem hohen Verlust an Menschen und Tieren sowie dem Rückgang der gesamten Wirtschaft keine andere Möglichkeit mehr gibt, möchte sich Karnivoria den Varianten Veganias anschliessen und ihr Ernährungssystem umstellen.
Vegania steht für eine Inselgruppe und zeigt vier Optionen einer pflanzenbasierten und massentierhaltungsfreien Zukunft auf: Die Insel "Chlorella" verzichtet gänzlich auf tierliche Produkte, wohingegen die Insel "High Tech Islands" Fleisch und Fisch aus dem Bioreaktor produzieren, "Tenebrio" ersetzt die Rohstoffe von Nutztieren durch die Körper von Insekten, Quallen und Muscheln und die vierte Insel, "Zirkula", setzt auf Recycling, keine Massen-, sondern Nutztierhaltung in kleinem Umfang.
Das Buch zeigt, dass eine Wende in unserem
Ernährungssystem dringend nötig ist und nicht weiter aufgeschoben werden
darf. Der Autor appelliert an konservative Politikerinnen und Politiker
sowie Fleischkapitalistinnen und Fleischkapitalisten neue Reformen
einzuführen und eine vegane Landwirtschaft anzustreben. Es sollen
Strukturen geschaffen werden, damit der Ausstieg aus der
Massentierhaltung gelingt und die Klimapolitik vorangetrieben werden
kann.
Hierfür wäre es sinnvoll, vermehrt rein pflanzlich
bewirtschaftete Landwirtschaftsbetriebe zu berücksichtigen und mit
Subventionen zu fördern, wie es Sarah Heiligtag vom Lebenshof Hof Narr
schon lange fordert Es müssen Anreize für Unternehmen geschaffen werden,
um vermehrt in pflanzenbasierte Produkte zu investieren. Ausserdem sind
politische Vorstösse einzubringen und ist mit wichtigen
Entscheidungsträgern zu verhandeln, um auf eine Änderung des
Ernährungssystems hinzuwirken. Generell muss die Akzeptanz der veganen
Lebensweise erhöht werden, in dem die Vorteile der pflanzlich basierten
Ernährung aufgezeigt werden. Hierfür sind Sensibilisierungskampagnen,
Veranstaltungen oder das Aufgreifen des Themas an Schulen und
Universitäten sinnvoll. Die Proteinwende sollte am besten jetzt
angegangen werden, da der Umstieg mehrere Jahrzehnte in Anspruch nehmen
wird.
Joël Luc Cachelin gründete 2009 die Wissensfabrik, um
Unternehmen in Zukunftsfragen zu inspirieren, forschend zu begleiten und
zu beraten.
Das Werk "Veganomics – Die vegane Revolution und ihre Zukunftsmärkte" von Joël Luc Cachelin ist im Handel erhältlich und kann nach Voranmeldung während den Öffnungszeiten auch in der TIR-Bibliothek eingesehen werden, wo Lese- und Arbeitsplätze zur Verfügung stehen. Aktuelle Neuzugänge in der TIR-Bibliothek werden jeweils im Newsletter TIR-Bibliothek vorgestellt.
Weitere Informationen:
- Buch: Veganomics - Die vegane Revolution und ihre Zukunftsmärkte von Joël Luc Cachelin
- Swissveg Info-Flyer: Vegan für die Tiere und Vegan für die Umwelt
- Artikel: Reducing Food’s Environmental Impacts Through Producers and Consumers von Joseph Poore und Thomas Nemecek oder ResearchGate
- Tier im Fokus (tif) Theory of Change
Buchtitel Veganomics

Illustration aus Veganomics

Illustration aus Veganomics
