TIR begrüsst Praxistipps von "Cowpassion" für die muttergebundene Kälberaufzucht in der Schweiz
Die Trennung von Kuh und Jungtier unmittelbar nach dem Geburtsvorgang gehört auch in der Schweiz zum Standard in der Milchviehhaltung. Nur wenige Bäuerinnen und Bauern lassen eine Bindung zwischen der Mutter und ihrem Kalb zu. Die Stiftung für das Tier im Recht (TIR) war massgeblich daran beteiligt, rechtliche Hürden in diesem Bereich abzubauen. Sie begrüsst die von der Organisation Cowpassion neu entwickelten Praxistipps zur erfolgreichen Umsetzung der Mutter-Kalb-Haltung auf Milchproduktionsbetrieben.
29.10.2020
Kühe werden üblicherweise bereits bei der Zuchtwahl nach menschlichen
Bedürfnissen selektiert, künstlich besamt und dauerträchtig gehalten, um
eine wirtschaftlich rentable Milchleistung zu erzielen. Obschon die
Geburt nach neunmonatiger Trächtigkeit auch im Leben einer Kuh ein
besonderes Ereignis darstellt, wird ihr der Kontakt zu ihrem
neugeborenen Kalb routinemässig verwehrt; das Jungtier endet in aller
Regel in Einzelhaltung. Damit werden sie wie empfindungslose
Industrieprodukte behandelt. Diese das Wohlergehen und die Würde der
Tiere erheblich beeinträchtigende Praxis ist Standard in Schweizer
Milchviehbetrieben.
Nur wenige Landwirte in der Schweiz
versuchen bislang, diesen Tieren ein Familienleben zu ermöglichen. Kühe
sind ausgezeichnete Mütter, nicht nur ihre Instinkte sind darauf
ausgelegt, ihre Kälber gegen mögliche Gefahren zu verteidigen. Auch ihr
Körper ist vollends darauf ausgerichtet, dem Kalb über die Milch alles
Notwendige zur Verfügung zu stellen, selbst wenn dies auf Kosten ihrer
eigenen Gesundheit geht. Dennoch stand dem Ausleben eines der
wichtigsten Bedürfnisse von Milchkühen bis vor Kurzem sogar eine
veraltete rechtliche Bestimmung im Weg. In Zusammenarbeit mit der
Tierschutzorganisation Vier Pfoten und dem Forschungsinstitut für
biologischen Landbau (FiBL) hat die TIR erfolgreich darauf hingewirkt,
diesen Missstand zu beseitigen.
Zunehmend wird der würdemissachtende menschliche Umgang mit Nutztieren, der noch immer an den landwirtschaftlichen Schulen gelehrt wird, auch von praktizierenden Bauern hinterfragt. Sie suchen nach vertretbaren Umgangsformen in der Tierhaltung oder steigen sogar ganz aus der "Tierproduktion" aus. Solchen Tierhaltenden hilft etwa der Verein Cowpassion, der sich aktiv für die muttergebundene Kälberaufzucht (MuKa) in der Schweiz einsetzt. Gemeinsam mit dem Tierschutz-Kompetenzzentrum Kompanima stellt Cowpassion Praxistipps für interessierte Bauern zur Verfügung, die auf die Mutter-Kalb-Haltung umstellen möchten.
Cowpassion denkt weiter und strebt auch etwa die Idee einer Milchproduktion ohne Schlachtung an. Auch diese Idee ist stark von der Nachfrage und der Bereitschaft der Gesellschaft abhängig, ihren Konsum tierischer Produkte angemessen abzugelten. Die TIR unterstützt alle Bemühungen, die eine kritische Auseinandersetzung mit der industriellen Nutztierhaltung anstreben, um der Achtung der Würde von Tieren immer näher zu kommen.