Kastrationspflicht für Freigänger-Katzen: Offener Brief an Alain Berset
In einem offenen Brief an Bundesrat Alain Berset, den Vorsteher des Eidgenössischen Departements des Innern (EDI), bitten die Tierschutzorganisationen Network for Animal Protection NetAP und Stiftung für das Tier im Recht (TIR) um Auskunft über der immer wieder von Behördenseite behaupteten hohen Kosten, die eine Kastrationspflicht für Freigänger-Katzen angeblich verursachen würden und die für den Staat nicht tragbar seien.
04.03.2020
Im Juni 2018 konnten die Organisationen NetAP und TIR ihre von über 150 Organisationen unterstützte Petition für eine Kastrationspflicht für Freigänger-Katzen mit über 115'000 Unterschriften dem Parlament einreichen. Nationalrätin Doris Fiala (FDP/ZH) stützte das Anliegen in der Folge mit ihrer am 29. November 2018 eingereichten Motion "Weniger Tierleid dank Kastrationspflicht für Freigänger-Katzen".
Der Bundesrat hat jedoch sowohl die Petition sowie die Motion zur Ablehnung empfohlen. Dabei folgte er weitestgehend der Argumentation des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV), das sich bereits im Oktober 2018 in einer Stellungnahme gegen eine Kastrationspflicht für Freigänger-Katzen ausgesprochen hatte. Diese Haltung begründete es unter anderem damit, dass es für die öffentliche Hand "eine kaum leistbare Aufgabe [wäre], die Kastration der streunenden Katzen zu übernehmen" und der Staat "Kastrationskampagnen durchführen [müsste], die wahrscheinlich sehr kostspielig wären". Gestützt auf diese Einschätzung des BLV beschlossen auch die beiden die Petition behandelnden Kommissionen für Wissenschaft, Bildung und Kultur (WBK) beider Räte, die Petition zur Ablehnung zu empfehlen, u.a. mit dem Argument, "der Aufwand zum Vollzug einer Kastrationspflicht wäre sehr gross und würde zulasten der öffentlichen Hand gehen". In der Folge wurde der Petition sowohl vom National- als auch von Ständerat keine Folge gegeben.
Nachdem in der Ausgabe des Tages-Anzeigers vom 8. Februar 2020 erneut zu lesen war, dass das EDI eine obligatorische Sterilisation (wohl: Kastration) streunender Katzen als unverhältnismässig erachte, da dies einen Eingriff in die Freiheit der Tierhaltenden bedeute und eine solche Pflicht eine für die öffentliche Hand kaum leistbare Aufgabe darstelle, bitten NetAP und TIR den Bundesrat Alain Berset in seiner Funktion als Vorsteher des EDI nun in einem offenen Brief um Stellungnahme zu den in den Medien getätigten Äusserungen. Darin ersuchen die beiden Organisationen Herrn Berset insbesondere um Auskunft darüber, worin genau der von den Behörden immer wieder behauptete Mehraufwand für die öffentliche Hand bestehen soll. Lesen Sie hier den vollständigen Brief.