TIR unterstützt Aktion "Stop Live Transport"
Am weltweiten Aktionstag "Stop Live Transport" ("Stoppt den Lebendtransport") machen Tierschutzorganisationen aus aller Welt auf das enorme Leid von Nutztieren auf Langzeittransporten aufmerksam. Auch die Stiftung für das Tier im Recht (TIR) nimmt am Aktionstag teil. Sie verurteilt die verfehlte Subventionspolitik der verantwortlichen Staaten.
14.06.2019
Zahlreiche Tiere sind überdies für den interkontinentalen Transport bestimmt, was bedeutet, dass sie nach bereits oft tagelangem Landtransport auf Schiffe umgeladen und weiterverfrachtet werden, zum Beispiel von der europäischen Aussengrenze nach Nordafrika oder in den mittleren Osten. In der Theorie müssen die in der EU geltenden Tierschutznormen auch auf diesem Weitertransport eingehalten werden. Weil eine Durchsetzung der Vorschriften aber selbst bei seriöser Kontrolle nicht gewährleistet werden kann, bleiben die entsprechenden Anforderungen spätestens dann toter Buchstabe, wenn die Tiere EU-Territorium verlassen haben. Überdies sind die Schlachtmethoden in vielen Zielländern als in höchstem Masse tierschutzwidrig zu bezeichnen.
In Deutschland werden die Vorschriften betreffend Tiertransporte derzeit verschärft, wobei sogar ein Exportstopp in gewisse Nicht-EU-Staaten diskutiert wird. Mehrere Bundesländer haben zumindest vorläufig Exportverbote ausgesprochen (vgl. Bericht von Spiegel online vom 13. März 2019). Allerdings umgehen Viehhändler die Schranken zuweilen, indem sie ihre Tiere in jenen Bundesländern abfertigen lassen, die deren Ausfuhr noch immer zulassen. Zudem kommt es auch innerhalb der EU bei Tiertransporten immer wieder zu gravierenden Mängeln, wie Überbelegung der Fahrzeuge oder Transporte bei extremer Hitze oder Kälte (vgl. Bericht über internationale Tiertransporte vom 8. Januar 2019) zeigen.
Positiv zu bewerten ist die aktuelle Forderung des EU-Parlaments nach schärferen Regeln für Tiertransporte bzw. eine Verbesserung der Umsetzung der EU-Transportverordnung. Gemäss Ausführungen im Bericht des EU-Parlaments ist die Durchführung der EU-Transportverordnung unzureichend und zwischen den Mitgliedstaaten nicht einheitlich. Das Parlament fordert wirksamere Sanktionen (u.a. strafrechtliche Verfolgung einschliesslich Massnahmen, wie Einziehung von Fahrzeugen und verpflichtende Fortbildungsprogramme) sowie eine Anpassung der Transportverordnung an neueste wissenschaftliche Erkenntnisse, u.a. hinsichtlich Belüftung und Kühlung von Fahrzeugen und Wasserversorgung. Zudem wird eine klare Definition der Transportfähigkeit inklusive diesbezügliche Schulung von Landwirten, Fahrern und Tierärzten verlangt, um dem Transport von transportunfähigen Tieren entgegenzuwirken.
Weiter
werden Alternativen zu Langstreckentransporten bzw. deren Reduktion
sowie eine Anpassung der in Drittländern für Tiertransporte geltenden
Standards an die Normen der EU gefordert. Ob diese Anpassungen
tatsächlich vorgenommen und für die betroffenen Tiere eine Besserung mit
sich bringen werden bleibt jedoch abzuwarten.
In der Schweiz ist die reine Fahrzeit bei Tiertransporten zwar auf sechs Stunden beschränkt, und der Transport inklusive Verlade- und Wartezeit darf acht Stunden insgesamt nicht überschreiten. Ausnahmen für Schlachtgeflügel werden behördlich jedoch toleriert. Die Durchfuhr von Rindern, Schafen, Ziegen, Schweinen, Schlachtpferden und Schlachtgeflügel auf der Strasse ist gemäss Art. 175 TSchV nicht erlaubt. Das Transitverbot für Langstreckentransporte steht politisch aber immer wieder zur Diskussion, weil die Schweiz – oft ohne öffentliche Diskussion – nach und nach EU-Recht übernimmt.
Insbesondere aber, weil hierzulande importiertes Fleisch bedenkenlos und in beträchtlichen Mengen konsumiert wird, betrifft das Thema Langstreckentransporte unmittelbar auch die Schweiz. Es gibt keinen Weg, das Wohlergehen der betroffenen Tiere auf diesen langen Transportwegen sicherzustellen. Der Aktionstag "Stop Live Transport" will das Leiden der Tiere auf ihrer langen Reise in den Tod thematisieren. Von der Organisation Compassion in World Farming (CIWF) initiiert, finden heute weltweit Aktionen und Veranstaltungen verschiedener Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen statt. Ziel ist es, Veränderungen im Konsumverhalten der Bevölkerung und in der Subventionspolitik zu bewirken.
Die TIR bittet alle Konsumentinnen und Konsumenten, sich zu informieren, Verantwortung zu übernehmen und die Fakten beim Einkaufsentscheid zu berücksichtigen. Die Nachfrage nach entsprechenden Produkten ist der Hauptgrund, aus dem das respektlose Tiertransportsystem trotz jahrelanger Kritik für die Profiteure nach wie vor attraktiv ist.

© Compassion in World Farming