Für den Abschuss gezüchtet – TIR hofft auf Importverbot für Gatterjagd-Trophäen
Eine aus Tierschutzsicht besonders bedenkliche Form der Trophäenjagd stellt die sogenannte Gatterjagd dar: Auf Farmen gezüchtete, von Hand aufgezogene Tiere werden Jagdtouristen quasi "auf dem Silbertablett" in umzäuntem Gebiet für den Abschuss präsentiert. In der Schweiz wird aktuell über ein Import- und Transitverbot für Jagdtrophäen seltener Tierarten und Trophäen aus Gatterjagden diskutiert (Motion 15.3736). TIR hofft, dass das Parlament diesen dringend notwendigen Entscheid treffen wird.
27.12.2016
Tier im Recht (TIR) hat in diesem Jahr bereits mehrfach über das Thema Trophäenjagd berichtet. In Südafrika werden rund 6000 Löwen in über 200 Zuchtfarmen für die Trophäenjagd und den Handel mit Löwenteilen gezüchtet. Inzucht ist ein weitverbreitetes Problem und führt zu schwerwiegenden Krankheiten oder Missbildungen.
Bereits die Aufzucht der Jungtiere hat sich zu einem lukrativen Geschäftsfeld entwickelt: Die Löwenwelpen werden bereits kurz nach der Geburt von der Mutter getrennt und gegen Entgelt als Touristenattraktionen dargeboten. Sie können von Touristen gestreichelt, fotografiert oder spazieren geführt werden ("Lion Walks"). Ahnungslosen Volontären aus aller Welt wird mitunter sogar vorgegaukelt, es handle sich um ein Tier- oder Artenschutzprojekt: So heisst es etwa, die Jungtiere seien Waisen, die unter ehrenamtlicher Mithilfe liebevoll aufgezogen werden müssten und später ausgewildert würden.
Das Auswildern von Grosskatzen ist nach wissenschaftlicher Ansicht allerdings praktisch unmöglich; ganz besonders gilt dies für handzahme Tiere. Im Übrigen ist der Einsatz von Löwen und anderen Tieren als Streichelobjekte unter Tierschutzgesichtspunkten ausdrücklich abzulehnen. Wer einen nachhaltigen Beitrag zum Schutz von Wildtieren leisten möchte, ist daher gut beraten, sich vorab genauestens über das Projekt vor Ort zu informieren (mehr hierzu: siehe Newsmeldung vom 13.01.2016).
Nicht selten werden die Löwen nach ihrem Einsatz für Tourismuszwecke –
entgegen allen Beteuerungen der Züchter – für die Gatterjagd («Canned
Hunting») benutzt. Sie werden an Jagdfarmen verkauft und von zahlenden
Jägern erschossen, wie verschiedene Recherchen gezeigt haben. Die in
Käfigen oder kleinen Gehegen gehaltenen Tiere werden kurz vor der Jagd
in ein umzäuntes Gebiet "freigelassen". Mit Futter angelockt oder mit
Medikamenten ruhiggestellt sind sie ein leichtes Ziel für ihre Jäger.
Im
Gatter gibt es für die Tiere kein Entkommen. Gatterjagden werden mit
Abschussgarantie angeboten, weswegen sie auch für unerfahrene Jäger
attraktiv sind. Der Abschuss eines gezüchteten Löwen ist günstiger als
jener eines wilden Tieres. Fell und Kopf gehören als Trophäe in der
Regel dem Jäger, während die Knochen häufig als angebliches Heilmittel
nach Asien exportiert werden.
Die US Naturschutzbehörde (US Fish and Wildlife Service) hat im Oktober dieses Jahres die Einfuhr von Löwentrophäen aus der Gatterjagd in die USA verboten. Generell existieren jedoch schätzungsweise nur noch rund 20'000 wildlebende Löwen. TIR und weitere Organisationen – darunter OceanCare, Animal Trust und Pro Wildlife – gehen weiter und fordern ein umfassendes Import- und Transitverbot von Tiertrophäen für die Schweiz (mehr hierzu: siehe Newsmeldung vom 31.05.2016). Um gegenüber dem eidgenössischen Parlament ein Zeichen zu setzen, empfiehlt die TIR die Unterzeichnung der von OceanCare lancierten Petition.