Tierschutzorganisationen fordern Schweizer Import- und Transitverbot für Jagdtrophäen
31.05.2016
Insbesondere Afrika ist wegen seiner „Big Five“ (Löwe, Elefant, Nashorn, Leopard und Büffel) beliebtes Reiseziel für Trophäenjäger aus aller Welt. Jährlich werden dort mehr als 100'000 Wildtiere durch Auslandsjäger getötet. Die erlegten Tiere dürfen in der Regel mit entsprechenden Genehmigungen als Trophäe mit nach Hause genommen werden. Jagdsafaris und die Mitnahme der Trophäe sind legal, wenn die entsprechenden afrikanischen Landesgesetze sowie die jeweiligen Aus- und Einfuhrbestimmungen eingehalten wurden, d.h. insbesondere die CITES-Genehmigungen vorliegen. Viele der begehrten Tierarten fallen nämlich unter den Schutz des Washingtoner Artenschutzabkommens (CITES). Während nach der Konvention der kommerzielle Handel mit stark bedrohten Arten zumindest verboten ist, können für die Trophäenjagd jedoch Ausnahmen zugelassen werden (siehe TIR-Newsmeldung vom 3. März 2016).
Für den Jagdtourismus wird oft ein Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt und zur Armutsbekämpfung behauptet. Diese Argumentation ist jedoch in höchstem Grade umstritten, wie etwa ein Bericht des Ökonomen-Netzwerks Economists at Large zeigt. Die Einnahmen aus der Jagd landen demnach meist nicht bei der Landbevölkerung, sondern bei den veranstaltenden, zumeist ausländischen Unternehmen. Die Jagd ist ausserdem stark von Korruption betroffen und begünstigt mitunter die Wilderei, da legal und illegal gejagte Trophäen nicht voneinander unterschieden werden können. Abschussquoten basieren zudem häufig nicht auf wissenschaftlichen Daten und werden daher meist willkürlich festgesetzt. Trophäenjäger begehren zudem gerade die stärksten Tiere mit den grössten und schönsten Trophäen, die jedoch gerade für die Arterhaltung am wichtigsten sind.
Die Trophäenjagd verursacht neben Artenschutz- auch erhebliche tierschutzrelevante Probleme. So werden nicht selten Jagdmethoden angewandt, die in der Schweiz aus tierschutzrechtlichen Gründen verboten sind, wie beispielsweise die Jagd mit Pfeil und Bogen. Fehlschüsse von Hobbyjägern führen zu erheblichen Leiden bei den betroffenen Tieren. Eine in moralischer und auch besonders in tierschutzrechtlicher Hinsicht bedenkliche Form der Trophäenjagd stellt die Gatterjagd dar („Canned Hunting“): Halbzahme auf Farmen gezüchtete Tiere werden für den Abschuss in umzäunte Gebiete gebracht und ihren Jägern „auf dem Silbertablett“ präsentiert (TIR-TIPP: aktuelle Reportage auf 3sat: Halali in Afrika –Das Geschäft mit der Grosswildjagd).
Der Wert eines Tieres bemisst sich für die meisten Jäger nur an der
Trophäe. Das Töten von Tieren allein aus Freude an der Jagd widerspricht
der hierzulande anerkannten Würde diametral. Mit einem Importverbot für
Jagdtrophäen dürften Jäger ihre Trophäen nicht mehr einführen. Die
Schweiz könnte hier eine wichtige Vorreiterrolle für den Schutz
gefährdeter Tierarten übernehmen. Denn auch in die Schweiz werden
jährlich zahlreiche Trophäen von international geschützten Tierarten
eingeführt. Vorgemacht hat es zuletzt die Niederlande, die vor einigen Wochen ein Importverbot für 200 Wildtierarten verabschiedet hat.
In der Sommersession (30. Mai bis 17. Juni 2016) wird der Nationalrat voraussichtlich die von Nationalrätin Maya Graf übernommene Motion zum Importverbot von Jagdtrophäen behandeln. Um gegenüber dem in der Verantwortung stehen Parlament ein Zeichen zu setzen, empfiehlt die TIR die Unterzeichnung der von OceanCare initiierten Petition für ein Import- und Transitverbot von Jagdtrophäen. Sollte die Petition in dieser Session behandelt werden, wird sie vorgängig dem Schweizer Parlament überreicht werden.
Nach Schätzungen gibt es nur noch rund 20'000 wildlebende Löwen in Afrika.
Elefanten leben in engen Sozialverbänden. Sie werden von einer Leitkuh angeführt, die aufgrund ihrer Erfahrung und ihres guten Gedächtnisses eine wichtige Vorbildrolle in der Gruppe einnimmt. Die Trophäenjagd kann diese wichtigen Sozialstrukturen zerstören.