TIR referiert in Brüssel zur Streunerproblematik
Am 10. April fand in Brüssel eine internationale Tagung zum Thema "Stray Animals – Our Sentient Fellow Creatures" statt. Experten aus ganz Europa berieten dabei tierschutzgerechte Lösungsansätze für den in vielen Staaten sehr problematischen Umgang mit Streunertieren. TIR-Geschäftsleiter Dr. Gieri Bolliger referierte über die Bedeutung und praktische Umsetzung des Heimtierübereinkommens des Europarats.
17.04.2014
Insbesondere in vielen süd- und osteuropäischen Staaten ist der menschliche Umgang mit sogenannten Streunertieren in den letzten Jahren zu einem grossen Tierschutzproblem geworden. Das im Herbst 2013 erlassene rumänische Gesetz, wonach streunende Tiere innert kürzester Zeit getötet werden dürfen, ist nur ein Beispiel hierfür (siehe Newsmeldungen vom 12.09.2013 und vom 10.04.2014).
Um staatenübergreifende Lösungsansätze für die Problematik zu diskutieren, trafen sich Experten aus über zehn europäischen Staaten am 10. April in der Vertretung des Bundeslandes Baden-Württemberg bei der Europäischen Union in Brüssel.
Auch die Stiftung für das Tier im Recht (TIR) war an der vom European Policy Office von Vier Pfoten organisierten Konferenz mit einem Referat vertreten. TIR-Geschäftsleiter Dr. Gieri Bolliger zeigte die politische Bedeutung des vom Europarat erlassenen Europäischen Übereinkommens für Heimtiere auf, das auch für den Umgang mit Streunertieren gilt und von 23 Staaten ratifiziert worden ist (neben der Schweiz auch von vielen Staaten mit grossen Streunerproblemen wie Griechenland, Italien, Bulgarien, Rumänien oder die Ukraine).
Gieri Bolliger zeigte in seinem Vortrag vor allem auf, dass das
Abkommen, dessen Wortlaut aus der Sicht des Tierschutzes durchaus
progressiv ist, in der Praxis vielerorts völlig ignoriert wird. Geradezu
erschütternd ist die Tatsache, dass sogar der Europarat selbst seine
vertraglichen Pflichten nicht einhält und die Aktivitäten zur
Überwachung und Weiterentwicklung des Heimtierübereinkommens vollends
eingestellt hat.
In einer ausführlichen Deklaration
verabschiedeten die Konferenzteilnehmer zum Schluss der Tagung konkrete
Forderungen an die einzelnen Staaten, jedoch auch an verschiedene
Institutionen, um den gravierenden Missständen im Umgang mit
Streunertieren Einhalt zu gebieten. Die TIR wird die Entwicklung
weiterhin kritisch verfolgen und plant insbesondere, beim Europarat zu
intervenieren, damit das Europäische Heimtierübereinkommen baldmöglichst
in sämtlichen Mitgliedstaaten umgesetzt wird.
Tagung "Stray Animals – Our Sentient Fellow Creatures" in Brüssel

Teilnehmende im Tagungsraum

Dr. Gieri Bolliger und Dr. Christoph Maisack, Kommentator des deutschen Tierschutzgesetzes

Dr. Andrea Gavinelli (Head der Unit Animal Welfare der Europäischen Kommission), Elisabeth Jeggle (Europaabgeordnete der CDU für Baden-Württemberg), Dr. Marlene Wartenberg (Director European Policy Office, Vier Pfoten), Dr. Christoph Maisack (stellvertrender Landesbeauftragter für Tierschutz in Baden-Württemberg), Dr. Paolo Dalla Villa (Unit Animal Welfare der Europäischen Kommission)

Präsentation von Gieri Bolliger
