Tierschutzstrafpraxis 2011: TIR-Analyse zeigt massive kantonale Vollzugsunterschiede und fehlende Umsetzung des Qualzuchtverbots auf
2011 wurden in der Schweiz so viele Tierschutzdelikte untersucht wie nie zuvor. Dies zeigt die Analyse der Stiftung für das Tier im Recht (TIR). In vielen Kantonen werden Tierquäler aber nach wie vor nicht konsequent verfolgt. Das gesetzliche Qualzuchtverbot wurde landesweit überhaupt noch nie angewendet. Die TIR reicht deshalb Strafanzeigen gegen fehlbare Züchter ein und fordert griffige Vollzugsstrukturen in allen Kantonen.
27.11.2012
Wie ein Jahr zuvor weist 2011 der Kanton Bern mit 250 am meisten Tierschutzstrafverfahren aus. Hohe Fallzahlen liegen auch aus St. Gallen (235) und Zürich (207) vor. Auf den weiteren Plätzen folgen Waadt (118), Aargau (93) und Solothurn (80). Die bemerkenswerteste Entwicklung ist in Graubünden festzustellen. Hier ist die Fallzahl gegenüber dem Vorjahr von 16 auf 55 gestiegen. Die Zunahme um beinahe 250 % ist vor allem auf die Arbeit der neu geschaffenen Fachstelle für Tierschutz zurückzuführen. Wie positiv sich geeignete Strukturen und spezialisierte Amtsstellen auf den kantonalen Tierschutzvollzug auswirken, zeigt sich auch in Bern, St. Gallen und Solothurn.
In vielen anderen Kantonen werden Tierquäler hingegen nach wie vor kaum verfolgt. Sehr tiefe Verfahrenszahlen liegen aus Nidwalden (1), Genf (2), Jura und Uri (je 3) sowie aus Glarus, Neuenburg und dem Tessin (je 4) vor.
Grosse Vollzugsunterschiede zeigen sich auch im Nutztierbereich. Schlecht schneidet hier insbesondere der Kanton Luzern ab. Die lediglich acht Fälle bedeuten bei 8862 Luzerner Nutztierhaltenden, dass nur gerade gegen jeden 1107. ein Strafverfahren durchgeführt wurde (0.1 %). Landesweit lag der Wert über sechsmal, im Kanton Zürich sogar 15-mal höher. Ähnlich tief wie in Luzern sind die Werte im Kanton Freiburg, wo auf die 4033 Nutztierhaltenden bloss elf Strafverfahren (0.2 %) entfielen.
Einen gesamtschweizerischen Skandal stellt die vollständige Ignorierung
des im Tierschutzgesetz verankerten Qualzuchtverbots dar. Dieses
untersagt seit 2008 die gezielte Verpaarung von Tieren, wenn bei den
Nachkommen mit zuchtbedingten Belastungen gerechnet werden muss.
Verstösse sind als Tierquälereien zu bestrafen. Trotz dieser klaren
Rechtslage sind Qualzuchten in der Schweiz alltäglich und wurde bis
heute kein einziges entsprechendes Strafverfahren durchgeführt.
Damit
das Verbot endlich umgesetzt wird, hat die TIR bei den
Staatsanwaltschaften Aargau, Bern, Luzern, St. Gallen und Zürich sieben
exemplarische Strafanzeigen gegen fehlbare Züchter eingereicht. Diese
richten sich allesamt gegen die Zucht schwerst belasteter Heimtiere, die
für rein ästhetische Interessen des Menschen lebenslang leiden müssen
und in ihren natürlichen Verhaltensweisen massiv eingeschränkt sind. Im
Einzelnen betreffen die Anzeigen die Zucht von Hunden (Labrador und
Pekinese), Katzen (Sphinx, Devon Rex, Perser, Scottish Fold und Exotic
Shorthair) und Tauben (Orientalische Mövchen). Die TIR will damit keine
Verbote bestimmter Rassen erwirken, sondern tierquälerischen
Zuchtauswüchsen Einhalt gebieten.
Vielerorts besteht im
Tierschutzstrafvollzug noch immer dringender Handlungsbedarf. Es ist
völlig inakzeptabel, dass gewisse Kantone verbindliches Gesetzesrecht
fast schon systematisch ignorieren und Tierquälereien nicht verfolgen
und bestrafen. In einem Forderungskatalog hat die TIR die sieben
wichtigsten Postulate für eine wirksame Strafpraxis im Tierschutzrecht
aufgelistet.
Weitere Informationen
- Blick am Abend vom 27. November 2012: Tierschützer verklagen Züchter - Frankensteins Opfer
- Tages-Anzeiger vom 28. November 2012: Offene Rechtslage bei Verstössen gegen die Würde des Tieres
- NZZ vom 28. November 2012: Sieben Exempel gegen die Qual
- Berner Zeitung vom 28. November 2012: Tierschützer schlagen Alarm wegen Qualzuchten
- Nordwestschweiz vom 28. November 2012: Für Qualzüchter wird es eng
- Freiburger Nachrichten vom 28. November 2012: Tierquäler werden konsequenter verfolgt / Tierschützer üben Kritik an Qualzuchten
- St. Galler Tagblatt vom 28. November: Erste Anzeigen gegen die Qualzucht
- Bote der Urschweiz vom 29. November 2012: Es gab noch nie so viele Verfahren
- Migros-Magazin vom 3. Dezember 2012: Mann der Woche - Qualzüchter im Visier
- Neue Luzerner Zeitung vom 4. Dezember 2012: Beim Tierschutz gibts Handlungsbedarf
- St. Galler Tagblatt vom 13. Dezember 2012: Mehr Tierschutzdelikte angezeigt
- Urner Wochenblatt vom 5. Januar 2013: Urner Tierschutzpraxis gerät in Kritik
- Appenzeller Volksfreund vom 9. Januar 2013: Das Wohl der Tiere besser im Blick
- BauernZeitung vom 18. Januar 2013: Urner Tierschutz wird kritisiert
Medienecho TV & Radio
- Tele Top vom 27. November 2012: Bilanz: Wie Verstösse gegen den Tierschutz bestraft werden
- bluewin.ch vom 27. November 2012: Tierquäler müssen häufiger mit Anzeigen rechnen
- Schweizer Radio DRS vom 27. November 2012: Tierquäler kommen nicht mehr ungeschoren davon
- Radio 24 vom 27. November 2012: 16 Uhr News / 17 Uhr News
- Radio 1 vom 27. November 2012: Nachrichten / Beitrag über Tierquälerei
- Radio Energy vom 27. November 2012
- Radio Grischa vom 27. November 2012
- Radio Zürisee vom 27. November 2012
- Radio Top vom 27. November 2012: Tierquäler müssen häufiger mit Anzeigen rechnen
- Radio Pilatus vom 27. November 2012: Tierquälerei wird konsequenter verfolgt als in der Vergangenheit
- Radio Sunshine vom 27. November 2012: Luzern: Viele oder wenige Verfahren gegen Tierquäler?
- Radio Argovia vom 28. November 2012: Strafuntersuchungen gegen Tierquäler
- Radio neo 1 vom 28. November 2012: Kanton Luzern zu Unrecht angeprangert
- NZZ online vom 27. November 2012: Sieben Exempel gegen die Qualzucht
- Blick.ch vom 27. November 2012: Frankensteins Opfer - Sieben Strafanzeigen gegen Qualzüchter
- Blick.ch vom 27. November 2012: Tierschutz - Tierquäler müssen häufiger mit Strafanzeigen rechnen
- schweizerbauer.ch vom 27. November 2012: 1246 Strafverfahren wegen Tierschutz
- SonntagsZeitung online vom 27. November 2012: Tierquäler müssen häufiger mit Anzeigen rechnen
- Neue Luzerner Zeitung online vom 27. November 2012: Mehr Strafverfahren wegen Tierquälerei
- Aargauer Zeitung online vom 27. November 2012: Tierquäler müssen häufiger mit Anzeigen rechnen
- Südostschweiz.ch vom 27. November: Grischournal - Bündner Tierschutz kriegt Gute Noten
- Wedenberger & Obertoggenburger online vom 27. November 2012: Tierquäler müssen häufiger mit Anzeigen rechnen
- news.ch vom 27. November 2012: Mehr Strafverfahren wegen Tierquälereinews.ch vom 27. November 2012: Mehr Strafverfahren wegen Tierquälerei
- Neue Zuger Zeitung online vom 27. November 2012: Mehr Strafverfahren wegen Tierquälerei
- swissinfo.ch vom 27. November 2012: Tierquäler müssen häufiger mit Anzeigen rechnen
- gmx.net vom 27. November 2012: Mehr Anzeigen für Tierquäler
- Tierschutznews.ch vom 27. November 2012: Massive kantonale Unterschiede bei der Verfolgung von Tierquälereien
- Bieler Tagblatt online vom 27. November 2012: Tierquäler müssen häufiger mit Anzeigen rechnen
- Onlinereports vom 27. November 2012: Tierschutz-Verstösse werden kaum verfolgt
- La Côte vom 27. November 2012: Maltraitance d'animaux: record de procédures pénales en Suisse
- Sarganserländer online vom 27. November 2012: Tierquäler müssen häufiger mit Anzeigen rechnen
- L'Hebdo vom 27. November 2012 online: Maltraitance d'animaux: record de procédures pénales en Suisse
- Schweizerischer Bauernverband vom 27. November 2012: Höchstwert an Tierschutzverfahren
- Davoser Zeitung online vom 27. November 2012: Tierquäler müssen häufiger mit Anzeigen rechnen
- Aargauer Zeitung online vom 28. November 2012: Eine Stiftung wehrt sich für die Tiere - für die Qualzüchter wird es eng
- Limmattaler Zeitung online vom 28. November 2012: Eine Stiftung wehrt sich für die Tiere - für die Qualzüchter wird es eng
- fricktal24.ch vom 28. November 2012: Zunahme der Tierquälereien
- Basellandschaftliche Zeitung online vom 28. November 2012: Eine Stiftung wehrt sich für die Tiere - für die Qualzüchter wird es eng