Seminar zum Tierschutzstrafrecht 2012 – erneut erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen TIR und Universität Zürich
In Zusammenarbeit mit dem Strafrechtslehrstuhl von Prof. Dr. iur. Daniel Jositsch hat die Stiftung für das Tier im Recht (TIR) diese Woche ein Seminar zum Tierschutzstrafrecht veranstaltet, mit dem zahlreiche Studierende für das Tierschutzrecht begeistert werden konnten. Der Anlass war aus Sicht aller Beteiligten ein voller Erfolg.
30.03.2012
Bereits zum sechsten Mal hat die TIR in Zusammenarbeit mit der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Zürich ein Seminar zum Tierschutzrecht durchgeführt. Die Veranstaltung fand vom 28. bis zum 30. März 2012 in Zürich statt. Die 17 teilnehmenden Studierenden hatten im Vorfeld des dreitägigen Veranstaltungsprogramms ausführliche Seminararbeiten zu verfassen, deren Fokus auf strafrechtlichen Aspekten des Tierschutzrechts lag.
Das breite Themenspektrum der Arbeiten reichte von der Problematik des "Animal Hoarding" über Tiere im Zirkus, die Haltung von Zierfischen, Tierschutzverstösse bei Transport und Schlachtung bis hin zur strafrechtlichen Fragestellungen im Bereich des Einschläferns von Tierheimtieren und der Schädlingsbekämpfung. Ebenso behandelt wurden etwa die Straftatbestände des Aussetzens von Tieren und der Missachtung der Tierwürde, die Rechtskonformität einer allfälligen Kastrationspflicht für frei laufende Katzen, die Praxistauglichkeit verschiedener kantonaler Vollzugssysteme im Tierschutzstrafrecht oder auch die Frage, welche Rechtfertigungsgründe im Tierschutzrecht relevant sein können.
Am ersten Tag des abwechslungsreichen Seminars stand im Hauptgebäude der Universität Zürich eine Reihe interessanter Vorträge auf dem Programm. Den Anfang machte Dr. iur. Gieri Bolliger, Geschäftsleiter der TIR, der die Besonderheiten und die praktische Umsetzung des Tierschutzstrafrechts kritisch beleuchtete. Im Anschluss referierte Nationalrätin Doris Fiala (FDP/ZH) über aktuelle Tendenzen des Tierschutzes auf politischer Ebene. Dabei gab sie einen interessanten Einblick in die parlamentarischen Entscheidungsprozesse in Tierschutzsachen.
Ausserdem präsentierte Prof. Dr. med. Frank Urbaniok den Teilnehmenden hoch spannende Ausführungen über asymmetrische Machtbeziehungen und den Zusammenhang von Tierquälerei und anderen Straftaten. Der forensische Psychiater und Chefarzt des Psychiatrisch-Psychologischen Dienstes des Kantons Zürich wies dabei unter anderem darauf hin, dass viele Gewaltstraftäter in jüngeren Jahren bereits durch Tierquälereien auffällig werden und dass Tierquäler sich oftmals auch der eigenen Familie gegenüber gewalttätig verhalten. Sämtliche Referate gaben Anlass zu angeregten Diskussionen.
Der zweite Seminartag fand an der Universität Irchel in Zürich statt: Am
Morgen diskutierten die Studierenden in Workshop-Gruppen verschiedene
Tierschutzthemen wie etwa die Tierwürde, das rechtsphilosophische
Konzept der Tierrechte oder einen möglichen Lebensschutz für Tiere aus
verschiedenen Blickwinkeln. Anschliessend präsentierten die Gruppen ihr
jeweiliges Thema im Plenum, wobei sich sehr angeregte und spannende
Diskussionen ergaben.
Am Nachmittag referierte Prof. Dr. med.
vet. Andreas Pospischil am Tierspital über die Möglichkeiten und Grenzen
der Forensik in der Veterinärmedizin. In seinen interessanten
Ausführungen zeigte er die mittlerweile zahlreichen Möglichkeiten auf,
wie Tierquälereien auf medizinischem Wege nachweisbar sind. Im Anschluss
daran folgte noch ein kurzer Rundgang durch verschiedene Bereiche des
Tierspitals. Danach begaben sich die Seminarteilnehmer zum Restaurant
Commihalle, um den Tag bei einem gemeinsamen Nachtessen im gemütlichen
Rahmen ausklingen zu lassen.
Den Abschluss des Seminars bildete
am frühen Freitagmorgen eine Besichtigung des städtischen Schlachthofs.
Die transparente Betriebsführung, die den gesamten Ablauf der
Anlieferung von Schweinen und Kälbern über ihre Betäubung und
Schlachtung bis hin zur Verarbeitung unbeschönigt zeigte, war
eindrücklich und bedrückend zugleich.
Aus Sicht der TIR war das
Seminar ein voller Erfolg. Ein Grossteil der verfassten Arbeiten wird
Eingang in die Bibliothek der TIR finden und auf diese Weise auch
weiteren Interessierten zur Verfügung stehen. Wir bedanken uns bei den
Verantwortlichen und Teilnehmenden ganz herzlich für die gelungene
Veranstaltung und hoffen, dass das Seminar allen in bester Erinnerung
bleiben wird. Insbesondere möchte sich die TIR bei den Referentinnen und
Referenten sowie Herrn Hofer, Direktor des Schlachthofs Zürich, für
ihre interessanten Ausführungen bedanken. Bereits steht fest, dass auch
nächstes Jahr wieder ein Seminar zum Tierschutzstrafrecht stattfinden
wird. Die TIR ist überzeugt, auf diesem Weg zahlreiche Studierende für
die Thematik sensibilisieren zu können und damit einen wesentlichen
Beitrag zur Entwicklung künftiger Fachkompetenzen im Bereich des
Tierschutzrechts zu leisten
Die Teilnehmenden des Tierschutzrechtsseminars 2012

Nationalrätin Doris Fiala

Prof. Dr. Andreas Pospischil

Prof. Dr. Frank Urbaniok

Prof. Dr. Daniel Jositsch und Dr. Gieri Bolliger
