Friendsmail Nr. 57: Jagdgesetz / Pelzimport / Fachperson Tierschutz
17.09.2020
Liebe Freunde von Tier im Recht (TIR)
Der TIR-Betrieb steht selbstverständlich auch in Zeiten von Corona nicht still. Ganz im Gegenteil erreichen uns wöchentlich nach wie vor Dutzende von Rechtsanfragen von Ratsuchenden mit Problemen mit oder wegen ihren Tieren. Obschon ein Teil unseres Teams weiterhin im Homeoffice arbeitet, sind wir bestrebt, sämtliche Auskünfte über unseren Dienstleistungsbetrieb so zeitnah wie möglich zu beantworten. Im kommenden Herbst beschäftigen uns unter anderem aber auch verschiedene wichtige politische Tierschutzthemen.
Nein zum revidierten Jagdgesetz
Am 27. September stimmt das Schweizer Stimmvolk über die Revision des eidgenössischen Jagdgesetzes ab und entscheidet damit auch über die Zukunft vieler bedrohter Tierarten. Mit der Annahme der Vorlage kämen seltene Tierarten noch mehr unter Druck und wären Abschüsse geschützter Tiere selbst dann möglich, wenn sie keine Schäden angerichtet haben. Die Vorlage würde nicht nur eine Schwächung des Wolfsschutzes bedeuten, sondern auch, dass beispielsweise auch der Biber, Graureiher, Höckerschwan oder Luchs ohne Mitsprache von Volk und Parlament auf die Liste der regulierbaren Arten gesetzt werden könnten. Ausserdem sieht das neue Jagdgesetz eine erhebliche Kompetenzverschiebung vom Bund zu den Kantonen vor, was Raum für Rechtsunsicherheiten bietet.
Zusammen
mit vielen weiteren Tierschutz- und Naturschutzorganisationen spricht
sich die TIR deutlich gegen die Vorlage aus. Wir bitten die
Stimmbevölkerung daher eindringlich, das missratene Jagdgesetz
abzulehnen. Weitere Informationen und eine ausführliche Stellungnahme
der TIR zur Revision des Jagdgesetzes finden Sie hier.
Weitere politische Vorstösse
Neben der Abstimmung zum neuen Jagdgesetz sind in Bundesbern derzeit diverse weitere Tierschutzvorstösse hängig, an denen die TIR beteiligt ist. So beispielsweise hat Nationalrat Matthias Aebischer (SP/BE) die Argumentation und rechtlichen Schlussfolgerungen der TIR in seiner Motion für ein Importverbot von tierquälerisch erzeugten Pelzprodukten, aufgegriffen. Das Thema Pelz beschäftigt die TIR schon seit vielen Jahren und wir sind zuversichtlich, mit der Motion Aebischer, die bald im Parlament behandelt werden sollte, dem Importverbot endlich zum längst überfälligen Durchbruch zu verhelfen.
Um ein Zeichen gegen Pelzprodukte zu setzen, unterstützen wir weiterhin auch die Petition "Kein Import von tierquälerisch erzeugten Tierprodukten" der Organisation Campax. Wir bitten Sie, die Petition zu unterzeichnen, sollten Sie dies ohnehin nicht schon getan haben.
Weiter beschäftigt uns natürlich auch die vom Verein Sentience Politics lancierte Volksinitiative "Keine Massentierhaltung in der Schweiz (Massentierhaltungsinitiative)", die von der TIR mitgetragen wird und zu der der Bundesrat nun einen Gegenvorschlag formuliert hat. Wir werden den Entwurf des Bundesrats gründlich analysieren und im Rahmen der Vernehmlassung eine ausführliche Stellungnahme einreichen. Darin werden wir insbesondere auch darauf hinweisen, dass der Gegenvorschlag des Bundesrats aus der Sicht des Tierschutzes zu wenig restriktiv ist und die Forderung nach deutlich höheren Tierschutzstandards in der landwirtschaftlichen Tierhaltung einem breit verankerten Willen der Bevölkerung entspricht.
TIR referiert beim Lehrgang "Fachperson Tierschutz"
Einen Meilenstein im Bereich Tierschutzausbildung bedeutet der 2020 gestartete erste Lehrgang "Fachperson Tierschutz" des Verbands Arbeitswelt Tierschutz Schweiz (VATS), der Ende 2017 vom Tierschutz Kompetenzzentrum Schweiz (Kompanima), der Susy Utzinger Stiftung für Tierschutz (SUST) und der TIR ins Leben gerufen wurde. Der VATS ist der erste Berufsverband für im Tierschutz tätige Fachpersonen. Die Ausbildung hat zum Ziel, die Professionalisierung des Berufsbilds "Fachperson Tierschutz" voranzutreiben, und wird mit einem Branchenzertifikat abgeschlossen. Der VATS koordiniert und fördert die Berufs- und Weiterbildung von interdisziplinären Spezialisten im Tierschutz und ist bestrebt, den Beruf "Fachperson Tierschutz" bekannt zu machen und für Absolventen eine Verbesserung der Einsatzmöglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt zu erreichen.
Im zweitätigen Modul 3 des Lehrgangs durften unsere TIR-Juristen Christine Künzli und Gieri Bolliger im September nun zum Themenbereich "Recht und Ethik" in Winterthur referieren. Die Veranstaltung umfasste die vier Ausbildungsblöcke "Einführung in das Tierschutzrecht", "Tierschutzstrafrecht, -verwaltungsrecht und Vollzug", "Schutz der Tierwürde" und "Das Tier im Privatrecht / Politische Tierschutzinstrumente". Anhand einer Vielzahl von Praxisbeispielen lernten die Absolventen die verschiedenen tierschutzrechtlichen Problemfelder in Theorie und Vollzug kennen, wurden Lösungsansätze erarbeitet und die Resultate ausführlich diskutiert. Das TIR-Modul 3 wurde von allen Mitwirkenden als grosser Erfolg gewertet. Wir freuen uns sehr über die gelungene Veranstaltung, die rege Teilnahme der Absolventen und wünschen allen Mitwirkenden für die weiteren Module der Ausbildung viel Erfolg!
Von Herzen wünschen wir Ihnen nun im Namen des gesamten TIR-Teams einen sonnigen und tierschutzpolitisch erfolgreichen Herbst – bitte bleiben Sie weiterhin gesund!
In Verbundenheit und mit unseren besten Grüssen,
Ihre Stiftung für das Tier im Recht (TIR)
PS: Damit wir uns weiterhin mit voller Kraft für das Wohl der Tiere einsetzen können, sind wir dringend auf Ihre Unterstützung angewiesen. Bitte helfen Sie uns mit einer Spende! Vielen herzlichen Dank!