Friendsmail Nr. 6: Analyse Tierschutzstrafpraxis 2006 / Ziele und Schwerpunkte des neuen Tieranwalts Antoine F. Goetschel / Gieri Bolliger neuer TIR-Geschäftsleiter / TIR an IAHAIO-Weltkongress in Tokio
17. Oktober 2007
Sehr geehrte Damen und
Herren,
liebe Freunde der Stiftung für das Tier im Recht (TIR)
im heutigen Friendsmail dürfen wir Ihnen gleich eine ganze Reihe wichtiger und – zumindest teilweise – sehr erfreulicher Ereignisse bekannt geben.
Im Rahmen einer Medienkonferenz [Achtung: heute Abend bitte Tele Züri, Tele M1 und Tele Top schauen und morgen die Schweizer Tagespresse beachten!!!] hat die TIR der Presse heute ihre jährliche Auswertung der Schweizer Tierschutzstrafpraxis vorgestellt und dabei verschiedene brisante Erkenntnisse präsentiert. Die Entwicklungen im Vollzug des Tierschutzstrafrechts im Jahre 2006 sind zwiespältig. Zwar wurden gesamtschweizerisch so viele Strafverfahren wegen Tierschutzdelikten gemeldet wie nie zuvor, doch sind die ausgesprochenen Durchschnittsbussen insgesamt erneut gesunken und liegen noch immer erhebliche Unterschiede im kantonalen Vollzug vor. Eine weitere alarmierende Tatsache bedeutet die massive Zunahme von Straftaten an Hunden, die 2006 einen absoluten Höchstwert erreicht haben. Mit 203 Fällen waren Hunde fast gleich häufig Opfer von Tierschutzdelikten wie alle Nutztiere zusammen (222). Bei der Ursache dieser Entwicklung fragt sich, ob Tierquälereien durch die zunehmend hundefeindlichen Tendenzen in der Bevölkerung und die teilweise polemische Medienberichterstattung über gefährliche Hunde geschürt werden. Vor dem Hintergrund dieser und vieler weiterer dokumentierter Missstände fordert die TIR eine massive Verschärfung der Strafpraxis. Eine Kurzmeldung über die präsentierten Erkenntnisse finden Sie hier, die ausführliche 62seitige Studie zudem hier.
Ebenfalls an der heutigen Medienkonferenz wurde der bisherige TIR-Geschäftsleiter Antoine F. Goetschel der Presse offiziell als neuer "Rechtsanwalt für Tierschutz in Strafsachen (Tieranwalt) des Kantons Zürich" vorgestellt, nachdem er Ende September auf Vorschlag der Tierschutzorganisationen vom Zürcher Regierungsrat in dieses Amt gewählt worden war (wir haben im letzten Friendsmail bereits von diesem höchst erfreulichen Umstand berichtet).
In seinem "Amtsprogramm" [Link zu Dokument Schwerpunkte und Ziele] hat
Antoine F. Goetschel bekräftigt, auf einen möglichst zielorientierten
und reibungslosen Strafrechtsvollzug im Tierschutz hinwirken zu wollen
und sich nach Kräften dafür einzusetzen, dass Tierquäler – ähnlich wie
Raser im Strassenverkehrsrecht – hart und konsequent zur Verurteilung
gebracht werden. Wir sind überzeugt, dass Antoine F. Goetschel sein
neues Amt mit ebenso viel Engagement, Idealismus und Hartnäckigkeit
ausüben wird, wie er dies stets für die TIR getan hat, und wünschen ihm
dafür noch einmal von Herzen viel Erfolg und "Biss"!
Mit seinem
Amtsantritt am 1. November 2007 gibt Antoine F. Goetschel die
Geschäftsleitung der TIR nach zwölf sehr erfolgreichen Jahren ab. Seine
Nachfolge tritt Gieri Bolliger an, der in der "Tierschutzszene" und den
Freundinnen und Freunden der TIR als langjähriger
rechtswissenschaftlicher Mitarbeiter bereits bestens bekannt ist. Gieri
Bolliger ist ebenfalls Rechtsanwalt und hat sich mit seiner
ausgezeichneten Dissertation über "Europäisches Tierschutzrecht" weit
über die Landesgrenzen hinaus einen Namen gemacht. Seit 2000 hat er als
Autor oder Co-Autor verschiedene Publikationen (Bücher, Gutachten,
Fachartikel) zu juristischen und ethischen Aspekten der
Mensch-Tier-Beziehung veröffentlicht und referiert regelmässig auf
Kongressen und Tagungen im In- und Ausland. Ausserdem ist er Mitglied
und Tierschutzdelegierter der Tierversuchskommission des Kantons Zürich
und hat Lehraufträge für Tierschutzrecht an der Universität Zürich und
der Hochschule für Wirtschaft in Luzern. Schon heute ist er mit den
Geschäften der TIR bestens vertraut und hat bei zahllosen Anlässen und
gemeinsamen Veröffentlichungen seine Fachkompetenz, seinen Weitblick,
sein Verhandlungsgespür und nicht zuletzt seinen Humor unter Beweis
gestellt. Die Geschicke der TIR sind bei Gieri Bolliger damit in die
besten Hände gelegt – und das ganze Team wünscht ihm in seiner neuen
Funktion viel Optimismus, Durchschlagskraft und Erfolg!
Last but
not least dürfen wir auch noch von einem internationalen Highlight in
unseren Bemühungen für eine laufende Verbesserung der Rechtsstellung der
Tiere berichten: Vom 5. bis 8. Oktober 2007 durften Antoine F.
Goetschel und Gieri Bolliger die TIR am 11. Weltkongress der
International Association of Human-Animal Interaction Organization
(IAHAIO) in Tokio vertreten. Der vom Prinzen Akishino (Fumihito)
feierlich eröffnete Kongress stiess auf ein sehr grosses Medieninteresse
und wurde von über 1200 Teilnehmern aus der ganzen Welt besucht. Die
TIR hatte dabei gleich zweimal die Gelegenheit, rechtliche Aspekte der
Mensch-Tier-Beziehung auf staatenübergreifender Ebene kritisch zu
beleuchten. Einen ausführlichen Bericht über die beiden Präsentationen
und einige Schnappschüsse aus Tokio finden Sie hier.