Die Jagd in der Schweiz: Tradition, Herausforderungen und Tierschutz
Die Jagd hat in der Schweiz eine lange Tradition. Früher diente sie der Nahrungsbeschaffung, heute soll sie Wildtierbestände regulieren, Überpopulationen vermeiden und Schäden an Landwirtschaft und Natur minimieren. Aus tierethischer Sicht stellt sich jedoch die Frage, ob die aktuellen Regelungen den gewünschten Schutz für Wildtiere und deren Lebensräume garantieren können.
07.11.2024
Das Schweizer Jagdgesetz regelt den Schutz und die Jagd von Wildtieren. Es hat das Ziel, die Artenvielfalt zu erhalten, bedrohte Arten zu schützen und Wildbestände nachhaltig zu nutzen. Gleichzeitig soll es Wildschäden minimieren. Der Bund legt fest, welche Tiere geschützt sind und welche gejagt werden dürfen. Die Kantone sind für die Umsetzung der Jagd verantwortlich. Wer jagen möchte, muss eine Jagdprüfung ablegen, um ein Jagdpatent zu erhalten. Die Jagd kann als Patent- oder Revierjagd organisiert sein.
Bei der Patentjagd dürfen Jäger mit einem Patent im gesamten Kantonsgebiet jagen, ausser in den Schutzgebieten. Die Jagdzeit ist begrenzt, und es gibt eine festgelegte Anzahl an erlegbaren Tieren. Dieses System wird in 16 Kantonen, vor allem in den Alpen und der Westschweiz, praktiziert. Im Revierjagdsystem verpachten Gemeinden Jagdrechte an Jagdgesellschaften für in der Regel acht Jahre. Jäger dürfen nur in ihrem Revier jagen und müssen ihre Abschüsse melden. Dieses System gilt in neun Kantonen, hauptsächlich im Mittelland. Eine Ausnahme stellt der Kanton Genf dar, in dem die Hobbyjagd verboten ist und staatliche Wildhüter für die Regulierung der Wildbestände zuständig sind.
Wildtiere sind unsere natürlichen Nachbarn, aber menschlicher Einfluss hat ihren Lebensraum stark eingeschränkt. Die Rückkehr von Arten wie Rothirsch und Wolf zeigt allerdings, dass geeignete Lebensräume wieder besiedelt werden können.
Dies kann jedoch zu Konflikten führen. Die Stiftung für das Tier im Recht (TIR) setzt sich deshalb dafür ein, solche Konflikte fair zu lösen und ein harmonisches Zusammenleben von Mensch und Tier zu fördern.
Aus Tierschutzsicht gibt es grosse Bedenken gegenüber bestimmten in der Schweiz praktizierten Jagdmethoden. Im Fokus der Kritik stehen insbesondere die Treib- und Baujagd, da sie Wildtiere extremem Stress aussetzen und erhebliche Verletzungsrisiken sowie die Gefahr von Fehlschüssen mit sich bringen. Bei der Treibjagd werden Tiere von Menschen und Hunden aufgescheucht, um sie den Jägern zuzutreiben. Dabei ist nicht nur die Belastung für die gejagten Tiere erheblich, sondern auch die Störung des gesamten Waldökosystems. Die Baujagd, bei der Hunde in Fuchsbaue geschickt werden, ist ebenso umstritten. Unterirdische Kämpfe zwischen Hunden und Füchsen führen oft zu Verletzungen beider Tiere. Bereits mehrere Kantone haben die Baujagd verboten oder zumindest stark eingeschränkt, darunter Bern, Zürich, Baselland, Waadt und Thurgau. Beiden Methoden ist gemein, dass sie unnötige Qualen verursachen können. Ein weiterer problematischer Aspekt ist die Nachsuche: Wenn ein Tier angeschossen wird, aber nicht sofort stirbt, müssen Jäger es suchen. Das kann das Leiden des Tieres über Stunden oder sogar Tage verlängern.