Soll man Wildtiere im Garten unterstützen?
Langsam aber sicher rückt der Winter näher und sinken die Temperaturen. Für viele Wildtiere stellt die kalte Jahreszeit eine Herausforderung dar: Der Zugang zu Futter ist stark eingeschränkt, die Fortbewegung im Schnee kostet Energie und für die Winterruhe müssen Rückzugsmöglichkeiten aufgesucht werden. Trotz ihrer beeindruckenden Anpassungsfähigkeiten können wir Menschen insbesondere die bei uns in der Nähe lebenden Wildtiere in dieser Zeit etwas unterstützen.
29.11.2024
Der eigene Garten bietet zahlreiche Möglichkeiten, Wildtiere über den Winter hinweg etwas zu helfen. Die wichtigste Verhaltensregel dabei lautet: Wildtiere dürfen nicht gestört werden. Jede Störung ist mit einem enormen Energieaufwand für das aufgeschreckte Tier verbunden. Dies gilt insbesondere für Wildtiere, die sich im Winterschlaf, in der Winterruhe oder Winterstarre befinden. Als Vorbereitung auf die kalten Temperaturen können aber frühzeitig Unterschlupfmöglichkeiten für die Tiere geschaffen werden. Laubhaufen und Totholz sollten an einigen Stellen im Garten belassen werden, da diese als natürliche Rückzugsorte dienen und Schutz vor Kälte sowie Fressfeinden bieten. Nistkästen für Vögel sind nicht nur im Frühling nützlich, sondern bieten auch im Winter einen geschützten Schlafplatz.
Für Wildtiere ist das Nahrungsangebot im Winter knapp, weshalb manch eine Tierfreundin mit dem Bereitstellen von Futter helfen möchte. Wildtiere haben sich jedoch an unser Klima angepasst und sind grundsätzlich nicht auf die Hilfe des Menschen angewiesen. Oft hat eine Zufütterung sogar negative Auswirkungen auf die Tiere. So kann sie dazu führen, dass sich Wildtiere in Siedlungen wagen und die Scheu vor den Menschen verlieren. Deshalb ist das Füttern von Wildtieren teilweise kantonal oder regional gesetzlich verboten. Davon ausgenommen ist ein massvolles Futterangebot für Singvögel im Garten oder auf dem Balkon. Dabei ist jedoch unbedingt darauf zu achten, nur artgerechtes und qualitativ hochwertiges Futter zur Verfügung zu stellen. Vögel können etwa mit Körnern, Samen und im Zoohandel erwerblichen Mischungen unterstützt werden. Meisenknödel eignen sich durch den hohen Fettgehalt nur bedingt und im Plastiknetz stellen sie zusätzlich eine Verletzungsgefahr für die Vögel und andere Tiere dar. Die Futterstellen sollten ausserdem regelmässig gereinigt werden, um die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern. Neben Nahrung ist auch die Versorgung mit frischem Wasser von grosser Bedeutung. Dieses sollte in flachen Wasserschalen an geschützten Stellen im Garten abgestellt und ab und an von Eis befreit werden.
Die beste Nahrungsquelle ist nach wie vor die Natur. Der Fokus sollte deshalb auf einer naturnahen Gestaltung des Gartens und des Balkons liegen. Einheimische Gräser, Stauden und Bäume bieten mit ihren Früchten und Samen nicht nur Nahrung, sondern auch Schutz. Pflanzenteile werden von Insekten zur Überwinterung genutzt, was die Insektenfresser schätzen. Wer seinen Garten naturnah gestaltet und erst im April aufräumt, bietet eine reiche Palette und darf sich über emsiges Treiben von Insekten, Vögeln und anderen Wildtieren freuen. Wenn Gartenarbeit im Winter unumgänglich ist, sollte besonders rücksichtsvoll vorgegangen werden. Vor dem Bewegen von Holzstapeln oder Komposthaufen empfiehlt es sich etwa, diese vorsichtig auf überwinternde Tiere zu kontrollieren.
Sollte ein verletztes oder geschwächtes Tier gefunden werden, ist es ratsam, nicht selbst einzugreifen und stattdessen die Wildhut oder eine Tierärztin zu kontaktieren. Die private Haltung von Wildtieren ist meist bewilligungspflichtig und demnach nicht jeder Person gestattet. Zudem verfügen Fachleute über das notwendige Wissen und die Erfahrung, um den Tieren die bestmögliche Versorgung zukommen zu lassen.
Jeder Garten ist Teil eines grösseren Ökosystems und die Unterstützung von Wildtieren trägt zur Erhaltung der biologischen Vielfalt in der unmittelbaren Umgebung bei. Kleine Massnahmen können nicht nur das Überleben einzelner Tiere sichern, sondern auch das eigene Bewusstsein für die Natur schärfen und Freude an der Beobachtung von Wildtieren im eigenen Lebensraum fördern.