Am 10. Mai hatte die TIR die Möglichkeit, in Bosnien-Herzegowina an einem Ausbildungsseminar für Strafverfolgungs- und Veterinärbehörden zu unterrichten. Initiiert und organisiert wurde die Veranstaltung von Rechtsanwältin Anda Sandal Karic und dem Team ihrer Non-Profit-Tierschutzorganisation Animal Friends Bosnia (Prijatelji Životinja). Eine Delegation der TIR war nach Sarajevo eingeladen worden, um über ihre langjährigen praktischen Erfahrungen bei der Verfolgung von Tierschutzdelikten nach schweizerischem Recht zu referieren.

Der Ausbildungstag fand im Kongresshotel Radon Plaza in Sarajevo statt und wurde für alle Teilnehmenden ins Serbokroatische und Englische simultanübersetzt. Das Ziel der Veranstaltung war es, die zuständigen Behörden mit Fachwissen zu unterstützen, wie Tierdelikte in der Praxis effektiv untersucht und sanktioniert werden können. Im Publikum waren namentlich Staatsanwältinnen und Staatsanwälte sowie Polizei- und Veterinärbeamtinnen und -beamte aus ganz Bosnien-Herzegowina.

Juristische Mitarbeitende der TIR haben das Konferenzthema "Swiss Animal Welfare-Related Criminal Law" in vier ausführlichen Spezialvorträgen beleuchtet. Der Fokus lag auf typischen Fallgruppen von Tierquälereien wie Misshandlungen und Vernachlässigungen, Methoden zu ihrer Erkennung und der strafrechtlichen Verfolgung in der Praxis. Immer wieder wurde dabei auch auf den Zusammenhang zwischen Tierquälereien und Delikten gegen Leib und Leben von Menschen und die Notwendigkeit der doppelten Prävention hingewiesen, um Straftaten in beiden Bereichen zu verhindern.

TIR-Geschäftsleiter Dr. Gieri Bolliger gab in seinem Einleitungsreferat einen kurzen Überblick über den generellen Standard des eidgenössischen Tierschutzrechts und setzte dann einen Schwerpunkt auf das – weltweit noch immer einzigartige – Konzept des Schutzes der Tierwürde im Schweizer Recht. Im Anschluss zeigte Bianca Körner anhand vieler anschaulicher Praxisbeispiele die Bedeutung und praktische Umsetzung der einzelnen Tierquälerei-Strafbestimmungen des Tierschutzgesetzes auf. Dr. Vanessa Gerritsen ging in ihrem Referat detailliert auf die Vorschriften beim Transport und bei der Schlachtung von Nutztieren ein.

Den Abschluss der TIR-Referate bildete der Vortrag von Katerina Stoykova über den Vollzug der Strafbestimmungen des Tierschutzgesetzes, wobei insbesondere auch die Bedeutung im Untersuchungsstadium hervorgehoben wurde.

Für Bosnien-Herzegowina war dieses Seminar das erste seiner Art und aus der Sicht der Veranstalter und der Teilnehmenden ein grosser Erfolg. Für die TIR wurde er durch verschiedene bleibende Eindrücke in die bedeutende Geschichte und Kultur Sarajevos und insbesondere durch eine sehr eindrückliche Besichtigung eines kantonalen Hundeasylzentrums in Praca abgerundet. Insgesamt durften wir uns von der ausserordentlich wichtigen Arbeit von der Organisation Animal Friends Bosnia überzeugen, die sich sowohl in praktischer, als insbesondere auch in juristischer Hinsicht mit aller Kraft für eine bessere Welt für die Tiere in Bosnien-Herzegowina einsetzt.

Bereits 2022 durfte die TIR in Pristina (Kosovo) einen ähnlichen Ausbildungstag bestreiten, damals im Rahmen unserer Zusammenarbeit mit der Animal Rights Foundation Kosovo (ARF) und der StrayCoCo Foundation (siehe TIR-Newsmeldung vom 27.5.2022), mit denen wir schon seit längerem einen engen freundschaftlichen und produktiven Austausch pflegen. In Zukunft soll nun auch die Zusammenarbeit mit Animal Friends Bosnia weiter intensiviert werden, wobei verschiedene gemeinsame Projekte zur Stärkung des Tierschutzrechts bereits angedacht sind.

Die TIR dankt den Verantwortlichen von Animal Friends Bosnia, allen voran Anda Sandal Karic, Elvis Karic und Markku Nikulainen, sowie der ehemaligen Staatsanwältin Berina Alihodžić für den warmherzigen Empfang in Sarajevo und ihre fundierte und verdienstvolle Tierschutzarbeit in Bosnien-Herzegowina. Für ihre tatkräftige Mithilfe und den grossen Support danken wir zudem der Stumme Brüder Stiftung in Vaduz sowie Jelena Dukic und Elza Ramadani von Herzen.