Vorsicht Hitzestress: Kälber-Iglus besonders gefährlich
Kühe und Kälber ertragen hohe Temperaturen nur schwer. Bereits ab 26 Grad im Schatten reagieren Kälber mit Hitzestress. Werden sie zusätzlich in besonnten "Kälber-Iglus" gehalten, führt dies nicht selten zu einer Überhitzung des Körpers, die bis hin zum Tod führen kann. Die Stiftung für das Tier im Recht (TIR) ruft Tierhaltende zu Vorsicht auf und bittet die Bevölkerung um entsprechende Aufmerksamkeit.
23.06.2017
Dem Tierhalter obliegt es, für das Wohlergehen
seiner Kälber zu sorgen. Direkte Sonneneinstrahlung ist bei sommerlichen
Temperaturen unbedingt zu vermeiden, und zwar während des gesamten Tages
und unter Berücksichtigung der sich verändernden Sonnenstellung. Eine
gute Luftzirkulation sowie der passende Untergrund machen dem Kalb die
Situation erträglicher. Überdies ist permanenter Zugang
zu sauberem Wasser ein gesetzlich vorgeschriebenes Muss. Durch das
Schwitzen und Atmen verlieren Kälber viel Flüssigkeit und Mineralien,
die sie durch zusätzliche Wasser- und Salzaufnahme ausgleichen müssen,
weshalb auch Salzlecksteine zur Verfügung gestellt werden sollten.
Ferner ist auf eine an die Hitze angepasste Nahrung zu achten.
Praktische Tipps bietet das Merkblatt des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV).
Wird dem
Bedürfnis nach Kühlung in Kälber-Iglus zu wenig Rechnung getragen, macht
sich der verantwortliche Tierhalter wegen Tierquälerei nach Art. 26
Abs. 1 lit. a des
Kälber-Iglus stellen auch abgesehen von ihrer Problematik bei
Sommerhitze ein erhebliches Tierschutzproblem dar. Die Einzelhaltung von
Kälbern auf minimalem Platzangebot ist – sofern Sichtkontakt zu
Artgenossen vorliegt – zwar legal, aber weit von einer tiergerechten
Haltung entfernt. Als wirklich artgemäss ist einzig die gemeinsame
Haltung von Kuh und Kalb zu betrachten. Die heute standardmässig
vorgenommene, aber völlig unnatürliche Trennung von Mutter und Jungtier
bedeutet nicht nur eine massive Beeinträchtigung des Wohlergehens beider
Individuen, sondern ist auch der Gesundheit des Kalbes in höchstem
Masse abträglich. Obschon die Wichtigkeit der Erstmilchversorgung für
das Immunsystem der Kälber bekannt ist und diese durch eine intakte
Kuh-Kalb-Beziehung optimal gewährleistet werden könnte, werden Haltungsformen, die eine solche ermöglichen, insbesondere in der Milchviehhaltung kaum praktiziert.
Neben Gründen der Wirtschaftlichkeit, der Praktikabilität und der "industriellen Tradition" sind hierfür auch veraltete und erwiesenermassen haltlose der Tierschutzgesetzgesetzgebung entgegenstehende Milchhygienebestimmungen ausschlaggebend. Die TIR setzt sich deshalb gemeinsam mit anderen Organisationen dafür ein, dass die Rechtsgrundlagen entsprechend angepasst und tierfreundliche Haltungssysteme gefördert werden. Praktiken wie die Einzelhaltung von Kälbern in Iglus hingegen sind konsequent zu verbieten.