Tierschutzorganisationen fordern: Keine Wildtiere im Zirkus!
Anlässlich des Welt-Zirkus-Tages vom kommenden Samstag machen drei Tierschutzorganisationen mit der Lancierung einer Petition darauf aufmerksam, dass Wildtiere in Zirkusbetrieben unter völlig ungeeigneten Bedingungen leben müssen. ProTier – Stiftung für Tierschutz und Ethik, VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz und Tier im Recht (TIR) fordern: Keine Wildtiere mehr im Zirkus!
14.04.2016
Aktuell führen gleich zwei Schweizer Zirkusunternehmen Löwen mit. Bei Zirkus Royal sind es sieben Löwinnen und bei Zirkus Gasser-Olympia GO vier weibliche Tiere und ein Männchen. Dies bedeutet für den Tierschutz einen grossen Rückschritt in seinen Bemühungen um den Schutz des Wohlergehens und der Würde von Tieren.
Unter Zirkusbedingungen werden sowohl das Wohlergehen als auch die in der Schweiz ausdrücklich geschützte Würde von Tieren allein zum Zweck menschlicher Unterhaltung schwer beeinträchtigt. Zahlreiche Länder – 19 davon in Europa – kennen bereits Verbote oder weitgehende Beschränkungen für Wildtiere im Zirkus. Es ist höchste Zeit für einen zeitgemässen Zirkus auch in der Schweiz, ohne unfreiwillige tierische Artisten in der Manege. Die drei Tierschutzorganisationen haben daher die Petition "Keine Wildtiere im Zirkus" lanciert. Diese fordert ein klares Wildtierverbot für Zirkusse in der Schweiz.
Ein fahrender Zirkus kann auf die Bedürfnisse von Tieren, besonders aber von Wildtieren, schlicht keine Rücksicht nehmen; enge Käfige, wiederholte Standortwechsel und der damit verbundene Auf- und Abbau bedeuten für die Tiere Stress und andauernden Bewegungsmangel. Zum Ausleben natürlicher Bedürfnisse ist kein Platz. Studien belegen, dass die Wildtierhaltung im Zirkus vermehrt Stereotypien und andere Verhaltensstörungen zur Folge hat. Aber auch die Auftritte in der Manege sind keine verhaltensgerechte Beschäftigung.
Die im letzten Jahr neu in Kraft getretene Verordnung des BLV über die Haltung von Wildtieren gestattet Zirkusbetrieben, ihre Tiere im Vergleich zur Haltung im Zoo in bis zu 30 Prozent kleineren Käfigen und Gehegen zu halten. Diese Ausnahmeregelung ist für die Tierschutzorganisationen in keiner Weise nachvollziehbar und ist als "legalisierte Tierquälerei" zu sehen.
Auf die von Nationalrätin Isabelle Chevalley im März 2015 eingereichte Motion "Festlegung der in Zirkussen zulässigen Tierarten" reagierte der Bundesrat abschlägig. Allerdings hielt er in seiner Stellungnahme vom Mai letzten Jahres fest, dass immer mehr Schweizer Zirkusse darauf verzichten würden, Tiere wie Nashörner, Bären oder grosse Raubkatzen auf Tournee mitzunehmen und fügte weiter an: "In der Tat ist es fast unmöglich, Tiere dieser Tierarten auf Tournee so zu halten, dass die Tierschutzvorschriften erfüllt sind; dies wäre zu kostenaufwendig und schwer realisierbar."
Die Motion ist aktuell im Nationalrat hängig. Immer mehr Zirkusbetriebe weltweit arbeiten erfolgreich ohne Wildtiervorführungen. Es ist zu hoffen, dass die Schweiz diesem Beispiel in naher Zukunft folgen wird.

© VIER PFOTEN