Die Stiftung für das Tier im Recht war an die Veranstaltung "Tiere helfen Menschen" in Salzburg als Vortragende eingeladen
Veranstaltungsbericht der Stiftung für das Tier im Recht. Antoine F. Goetschel der Stiftung für das Tier im Recht war an die Podiumsdiskussion zum Thema "Tiere in der Therapie, im Hospiz, im Krankenhaus, im Seniorenheim und zu Hause" eingeladen.
26.06.2003
"Tiere helfen Menschen: Tiere in der Therapie, im Hospiz, im Krankenhaus, im Seniorenheim und zu Hause"; Veranstaltungen auf Gut Aiderbichl, A-Henndorf, und im Landeskrankenhaus Salzburg.
Am 23. und 24. Juni 2003 fand in und um A-Salzburg je eine Veranstaltung statt, an welcher unsere Stiftung für das Tier im Recht mitwirken durfte. Zum einen haben sich verschiedene bekannte Persönlichkeiten auf Gut Aiderbichl zur Verfügung gestellt, um von Krankheit und Tod gezeichneten Menschen näher zu kommen und sie im engen und heilenden Kontakt mit Tieren zu begleiten.
Zum Anderen wurde im Grossen Hörsaal des Salzburger Landeskrankenhauses über die den Menschen helfenden Tieren umsichtig und breit debattiert und der Boden geebnet, dass sie - unter strengen tierfreundlichen Auflagen - künftig einfacher Freude bringen und Linderung verschaffen können. Beide Veranstaltungen wurden an vorderster Front vom Institutsvorstand des Forschungsinstituts für Grund- und Grenzfragen der Medizin und Biotechnologie am St. Johann Spital der Landeskliniken Salzburg, Univ.-Prof. Dr. Gerhard Hacker, mustergültig organisiert, wofür ihm an dieser Stelle ganz herzlich gedankt sei.
In dem vom bekannten Tierfreund Michael Aufhauser medienwirksam geführten eindrücklichen Gut Aiderbichl nahe Salzburg werden zahlreiche Heim- und Nutztiere unter vorbildlichen Bedingungen gehalten. Er öffnet die Pforten seines Gutes für Menschen und Medien, um die verschiedenen Facetten der Mensch-Tier-Beziehung auszuleuchten. Zahlreiche prominente Persönlichkeiten aus Kultur, Sport, Film und Fernsehen, Politik und Wissenschaft halten dem vor drei Jahren eröffneten und im weiteren Ausbau befindlichen Gut die Treue und Freundschaft. Dieser Austausch macht sich besonders dann bezahlt, wenn damit konkrete Massnahmen zum Schutz des Tieres breit beworben werden.
Über streng tierschützerische Anliegen hinaus und als Zeichen einer ganzheitlich verstandenen Menschlichkeit widmeten wir uns am Montag, 23. Juni 2003, auf Gut Aiderbichl dem kranken Menschen, welcher durch Tiere Linderung und Freude erfahren darf: Zahlreiche betagte und junge Schwerstkranke durften den Pferden, Schweinen, Hunden, Gänsen, Hühnern und Katzen auf Gut Aiderbichl begegnen und sich mit ihnen austauschen. Dabei stand der vierzehnjährigen Krebskranken die Freude über neuartige und tiefe Begegnungen mit anderen unvor eingenommenen Lebewesen ebenso ins Gesicht geschrieben wie der an den Rollstuhl gefesselten praktisch gelähmten älteren Dame, welche ein kleines Kätzchen zwischen ihre Hände legen und liebkosen durfte. Am anschliessenden Gespräch unter rund dreissig Teilnehmerinnen und Teilnehmern durften wir diese Begegnung mit den Worten aus Conrad Ferdinand Meyers Gedicht über den römischen Brunnen kommentieren. Ähnlich wie die drei darin beschriebenen Schalen empfand ich die Innigkeit zwischen Mensch und Tier wie: "Jede nimmt und gibt zugleich und strömt und ruht".
Dies war Anlass für unsere kurze Ausführungen zu einem partnerschaftlichen Verhältnis zwischen Mensch und Tier, bei welchem die Bedürfnisse des Menschen aber nicht zum vornhinein mehr Wert haben dürfen als diejenige des Tieres nach Geborgenheit, Vertrautheit, guter Haltung, fehlender Überanstrengung und artgerechter Unterbringung.
Wir haben die Gelegenheit ergriffen, mit verschiedenen
prominenten Personen tierschutzrechtliche Aspekte anzusprechen und für
die Schaffung von Tieranwälten im Besonderen zu plädieren. Offenes Gehör
und Herzen fanden wir unter anderem bei Hans Clarin, Nicole Beutler,
Barbara Rütting alle sehr prominente Schauspieler, bei Frau Landesrätin
Dr. Maria Haidinger und verschiedenen Angehörigen aus dem Hause Habsburg
und von Fürstenhäusern. Auch verschiedene Medienvertreterinnen und
Medienvertreter zeigten Interesse am Wirkungsbereich unserer Stiftung
für das Tier im Recht.
Am Dienstag, 24. Juni 2003 fand ab 1900 Uhr im grossen Hörsaal des Landeskrankenhauses Salzburg eine Podiumsdiskussion zum oben umschriebenen Thema statt. In einem Kurzreferat durften wir vor rund 80 Interessierten, darunter gewichtigen Meinungsmachern, auf die grundsätzliche Gleichwertigkeit der Würde des Menschen und des Tieres aufmerksam machen. Wir stellten auch die verschiedenen Studien vor u.a. aus Grossbritannien, den Vereinigten Staaten, Frankreich und u.a. Südkorea über die Erfolge mit Tieren als Co-Therapeuten. Auch haben wir wichtigen Rahmenbedingungen angesprochen wie Schutz der Tiere vor Übernutzung, Entfremdung und Missbrauch und die Bedeutung eigentlicher Programme und ausgebildeten Personals und die Begleitung der Tiere durch stets dieselbe Bezugsperson, vorzugsweise durch Tierhalterin oder Tierhalter selber.
Im Weiteren durften wir, als Mitglied des Rechtsausschusses der IAHAIO (International Association of Human Animal Interaction Organisations)(Weltorganisation der Mensch-Tier-Organisationen), auf die Genfer (1995) und die Prager (1998) Deklaration verweisen, wonach Tieren als Co-Therapeuten eine wichtige und Erfolg versprechende Aufgabe zugesprochen wird, welche unter teils eng umschriebenen Rahmenbedingungen stattfinden kann und soll; als Stichwort sollen klare Verantwortlichkeiten, besonders ausgeprägter Schutz der Tiere vor Übernutzung, Hygiene, Haftpflichtfragen und Mittragen solcher Projekte durch alle Beteiligten genügen. Nachdrücklich haben wir uns, auch unter Hinweis auf die Prager Deklaration, gegen den Missbrauch von Wildtieren, namentlich Delfinen, zu so genannten therapeutischen Zwecken ausgesprochen. Evidenz für mehr Erfolg mit Delfinen anstatt mit domestizierten Tieren im Therapiebereich fehlt, und können Wildtieren namentlich solchen mit erheblichen Bewegungsbedürfnissen, aus ethischen, tierschützerischen und haftpflichtrechtlichen Gründen solch zusätzlichen Strapazen nicht zugemutet werden.
Michael Aufhauser hat eindrücklich die sehr zahlreichen Begegnungen zwischen Mensch und Tier auf seinem Vorzeigegut Aiderbichl umschrieben und Tierschutz als Teil einer ganzheitlich verstandenen Humanität beschrieben. Angelina Gluchowa des Seniorenheims der Salzburger Hilfswerke in Gross Gmain hat ihre guten Erfahrungen mit Tieren in Altersheimen in Österreich und Deutschland beschrieben, Dr. Eugen Brysch der Deutschen Hospiz Stiftung in Dortmund steht ihnen in Hospizen ebenfalls positiv gegenüber und hat unseren Umgang mit Hilfsbedürftigen hinterfragt. Auch Dr. Peter Reichenpfader, der ärztliche Leiter des Helga Treichel-Hospizes in Salzburg, Frau Nina Sabaini der Psychiatrischen Sonderpflege des Landeskrankenhauses in St. Veit und Prof. Dr. Wolfgang Sperl, Vorstand des Landeskrankenhauses für Kinder- und Jugendheilkunde in St. Johanns-Spital in Salzburg haben eindrücklich Tiere als Herzöffner für Menschen beschrieben und sich klar für einen vermehrten und gezielten Einsatz von Tieren in der Therapie ausgesprochen.
Auch der Verein Tiere als Therapie TAT, ansässig in der Veterinärmedizinischen Universität von Wien (www.tierealstherapie.org) hat über seine Aufbauarbeit und Erfolge berichtet, und in der angeregten Podiumsdiskussion wurden verschiedene vorwiegend erfolgreiche Erfahrungsberichte vermittelt. Unter Hinweis auf die aufbaubedürftige Zusammenarbeit allein schon von Tierschutzorganisationen im Bereich von Auf- und Ausbau und Betrieb von Tierheimen haben wir angeregt, dass etwa der Verein Tiere als Therapie sich als eigentliche Drehscheibe für den Informationsaustausch und allenfalls für den Aufbau einer eigentlichen Dachorganisation in Österreich in enger Zusammenarbeit mit internationalen und ähnlichen Bewegungen in der Schweiz und Deutschland verwenden möge. Verschiedene Meinungsträger haben sich von den positiven Erfahrungen in Spitälern, Hospizen, Altersheimen und in Kinderspitälern beeindrucken lassen und teils gar öffentlich zugesichert, sich für eine verstärkte Verwendung von Tieren als Co-Therapeuten, unter eng umschriebenen tierschützerischen und tierfreundlichen Rahmenbedingungen einzusetzen. Auch wurde durchwegs das Verständnis für die Bedürfnisse kranker Menschen geschärft.
"Tiere können Herzen öffnen". Dies haben die zwei beschriebenen Tage eindrücklich gezeigt. Die Würde des Menschen und die Würde des Tieres stehen gleichwertig nebeneinander. Linderung und gar Heilung des Menschen zulasten anderer Lebewesen, namentlich zu Lasten von Wirbeltieren, kann ethisch nicht richtig sein. So verstanden liegt in der gezielten und auf die Bedürfnisse der Tiere massgeblich ausgerichteten Einsetzung von Heimtieren zur Hilfe von Menschen ein grosses Potenzial für das Verständnis der Ansprüche von Heim-, Wild-, Nutz-, und Versuchstieren in unserer Gesellschaft.
Prof. Dr. Gerhard Hacker, Schauspieler Hans Clarin und Dr. Antoine F. Goetschel

Kranke Dame mit Katze auf dem Schoss auf Gut Aiderbichl

Tierschutz-Rechtsanwalt Dr. Antoine Goetschel (Zürich, Schweiz), Univ.-Dr. Gerhard W. Hacker und Tierdiplomat Michael Aufhauser (v.l.n.r) auf Gut Aiderbichl, Henndorf, Sommer 2002.
