Hühner-Schwindel: Jetzt werden die Verantwortlichen angezeigt
Jüngst machte die Tierrechtsorganisation Tier im Fokus krasse Missstände in mehreren Schweizer Hühnermast-Anlagen publik. Nun wird die Justiz eingeschaltet. Die Stiftung für das Tier im Recht (TIR) reicht gegen fünf Betriebe Strafanzeige wegen Tierquälerei ein.
02.02.2018
Gestützt auf die Veröffentlichung von Tier im Fokus hat TIR nun gegen sämtliche Halter*innen Strafanzeige wegen mehrfacher Tierquälerei bei den zuständigen Staatsanwaltschaften eingereicht. "Die Aufnahmen zeigen klare Verstösse gegen die Grundsätze der Tierschutzgesetzgebung", sagt Vanessa Gerritsen, stv. Geschäftsleiterin von TIR. Das Gesetz verlange, sterbende und verletzte Tiere unverzüglich zu behandeln und, wenn nötig, schmerzlos zu töten. In den gezeigten Betrieben werde diese rechtliche Vorgabe gleich mehrfach missachtet.
Kranke, verletzte und tote Hühner gibt es in jedem grossen Mastbetrieb – täglich. Juristisch ändert sich deswegen nichts: "Auch flächendeckende Missstände bleiben illegal", sagt Vanessa Gerritsen. TIR kritisiert seit Jahren den Vollzug im Tierschutz. "Die Behörden tolerieren diese üblen Zustände wissentlich." Zudem habe die kürzlich veröffentlichte Analyse der Schweizer Tierschutzstraffälle von TIR gezeigt, wie lasch die Behörden gerade bei Hühnern durchgreifen. Bloss 1.6 % aller Straffälle der vergangenen zehn Jahre betrafen Hühnerhalter*innen - dies, obschon allein im Jahr 2016 rund 70 Mio. Mastküken produziert wurden.
Das
Unvermögen der Behörden zeigt sich etwa im Kanton Bern. Ein nun
angezeigter Betrieb im Berner Seeland wurde bereits 2016 von TIR der
kantonalen Veterinärbehörde gemeldet, nachdem Tier im Fokus Aufnahmen
aus dem Stallinnern veröffentlicht hatte. Damals hatte der Betreiber die
Damit nicht genug: Der Bund bezeichnet diese Massentierhaltung als "besonders tierfreundlich" und fördert sie mit Steuergeldern. Diese Subventionen werden mit der Giesskanne verteilt: 95 Prozent aller Masthühner in der Schweiz leben in sogenannt "besonders tierfreundlicher Stallhaltung".
Für Tier im Fokus werden damit die Bürger*innen getäuscht. "Auf Kosten der Hühner werden wir für dumm verkauft", sagt Tobias Sennhauser. Tier im Fokus lancierte deshalb eine Petition, die die Streichung dieser Subventionen fordert: https://www.hühner-schwindel.ch
Über Tier im Fokus
Tier im Fokus (TIF) ist eine Schweizer Tierrechtsorganisation. Sie setzt sich für die Abschaffung der Nutztierhaltung, die Überwindung des Speziesismus sowie die Förderung des Veganismus ein.
Kontakt
Tobias Sennhauser, Präsident Tier im Fokus
077 410 35 42 | tobias.sennhauser[at]tier-im-fokus.ch
Über Tier im Recht (TIR)
TIR setzt sich seit 1995 für die Besserstellung von Tieren in Recht, Ethik und Gesellschaft ein. Mit ihrer juristischen Tätigkeit und ihrem Dienstleistungsangebot gilt sie als Kompetenzzentrum für Fragen zur Mensch-Tier-Beziehung.
Kontakt
Dr. iur. Gieri Bolliger, Geschäftsleiter TIR
043 443 06 43 | info[at]tierimrecht.org