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Literatur-Detail

Titel: Das sechste Sterben - Wie der Mensch Naturgeschichte schreibt
Autor: Elizabeth Kolbert
Enthalten in:
Kategorie: Arten-, Umwelt- und Naturschutz
- Artenschutz
ISBN: 978-3-518-46687-2
Herausgabeort: New York
Jahr: 2016
Auflage: 1
Seiten: 313
Signatur: Kol - Arten-, Umwelt- und Naturschutz: Artenschutz
Inhalt: Sie haben noch nie etwas vom Stummelfußfrosch gehört? Oder vom Sumatra-Nashorn? Gut möglich, dass Sie auch nie von ihnen hören werden, denn sie sind dabei auszusterben. Wir erleben derzeit das sechste sogenannte Massenaussterben: In einem relativ kurzen Zeitraum verschwinden ungewöhnlich viele Arten. Experten gehen davon aus, dass es das verheerendste sein wird, seit vor etwa 65 Millionen Jahren ein Asteroid unter anderem die Dinosaurier auslöschte. Doch dieses Mal kommt die Bedrohung nicht aus dem All, sondern wir tragen die Verantwortung.

Wie haben wir Menschen das Massenaussterben herbeigeführt? Wie können wir es beenden? Elizabeth Kolbert spricht mit Geologen, die verschwundene Ozeane erforschen, begleitet Botaniker in die Anden und begibt sich gemeinsam mit Tierschützern auf die Suche nach den letzten Exemplaren gefährdeter Arten. Sie zeigt, wie ernst die Lage ist, und macht uns zu Zeugen der dramatischen Ereignisse auf unserem Planeten.
Rezension: Seit es Leben auf der Erde gibt, hat es immer wieder Massensterben gegeben, die die Artenvielfalt dramatisch reduzierten. Fünf davon waren so einschneidend, dass sie im englischen Sprachraum heute als die Big Five bezeichnet werden; das letzte und bekannteste vor etwa 66 Millionen Jahren, als nach einem Kometeneinschlag die Hälfte aller Tierarten verschwand, darunter die Dinosaurier.

Und als unsere Vorfahren damit anfingen, ihr erstaunliches Gehirn zu entwickeln, setzten sie das in Gang, was die Journalistin Elizabeth Kolbert das Sechste Sterben nennt. Es begann damit, dass der Mensch plötzlich Tiere töten konnte, die größer, stärker und schneller war als er: Das Ende z. B. von Mammut und Mastodon, und auch des Säbelzahntigers, dem so nämlich die Beute ausging. Heute erleben wir nun einen vorläufigen Höhepunkt, bei dem wir die Tiere nicht mehr aktiv umbringen müssen (das tun wir natürlich auch und in großem Stil), sondern ihnen einfach die Lebensgrundlagen entziehen. Das ist ohnehin viel effizienter, nur wird es wohl dummerweise auch uns selber treffen. (Und das wiederum dürfte die Welt, so sie denn dazu in der Lage wäre, mit einer gewissen Erleichterung zur Kenntnis nehmen.)

Elizabeth Kolbert geht zunächst auf die großen Katastrophen der Erdgeschichte ein und erläutert dann, an meist nur auf den zweiten Blick spektakulären Beispielen, wo die Reise hingeht. "Kultivierung" des Landes, Erderwärmung, Übersäuerung der Ozeane oder der Columbian Exchange (der interkontinentale, häufig fatale Austausch von Arten) verändern die Welt in einem Tempo, bei dem die Evolution keine Chance hat, hinterherzukommen. Was das für unsere Zukunft bedeutet, kann man sich ohne viel Phantasie ausmalen. Ob es dann, wie manche Wissenschaftler vermuten, tatsächlich dazu kommt, dass sich Homo sapiens verabschiedet und die wesentlich anpassungsfähigere Art Rattus rattus die Weltherrschaft übernimmt, wird sich erweisen.

"Das Sechste Sterben" ist ein weiteres, hervorragendes Beispiel für fachlich fundierten und trotzdem allgemeinverständlichen, anekdotisch aufgelockerten (und gut übersetzten!) Wissenschaftsjournalismus, wie er in der englischsprachigen Welt seit jeher gute Sitte ist. Elizabeth Kolbert lässt die Forscher selbst zu Wort kommen und fasst sehr anschaulich den Stand der Wissenschaft zusammen, ohne auf die moralische Pauke zu hauen. Das braucht sie auch gar nicht: Die Beispiele sprechen sämtlich für sich. Und ich kann auch nicht sagen, dass sie sonderlich viel Optimismus verbreitet - das wäre angesichts der prekären Lage und der Handlungsschwäche derjenigen, die daran vielleicht etwas ändern könnten, auch ziemlich unangebracht.

Nachtrag: Elizabeth Kolbert hat für "Das Sechste Sterben" den diesjährigen Pulitzer-Preis für Nonfiction gewonnen.
Von Felix Richter am 1. April 2015
Schlagworte: Artenschutz Umweltschutz Naturschutz Artensterben Mastodontenzähne Pinguin Ammoniten Anthropozän Meer Wald Bäume Inseln Pangaea Nashorn Ultraschalluntersuchung 6. Massenaussterbeereignis Geologen Botaniker Tierschützer
Sprache: Deutsch / German
Medium: Buch
Verlag: Suhrkamp Verlag
Status: Verfügbar