TIR an der Podiumsdiskussion "Ethik und Pferd" – Wichtige Schritte in die Zukunft der Pferdewürde
In Avenches wurde gestern der umfassende Bericht "Überlegungen zu Ethik und Pferd" des Observatoriums der schweizerischen Pferdebranche vorgestellt. Der Rapport gibt wichtige Denkanstösse aus ethischer Sicht im Hinblick auf einen besseren Schutz der Würde und des Wohlergehens von Pferden. Die Stiftung für das Tier im Recht (TIR) unterstützt die Forderungen des Berichts und hofft insbesondere auf eine breite Resonanz im Tierschutzstrafrechtsvollzug.
08.09.2011
Am Satellite Meeting der Netzwerktagung Pferdeforschung Schweiz im Schloss Avenches waren zahlreiche Experten und Akteure aus der Pferdebranche vertreten. Hierbei wurde ein 160-seitiger Bericht des Observatoriums der schweizerischen Pferdebranche vorgestellt und diskutiert, der während des letzten Jahres von einer interdisziplinären Arbeitsgruppe ausgearbeitet wurde. Der Bericht beleuchtet eine Reihe von gängigen Praktiken im Umgang mit Pferden kritisch und legt seinen Fokus insbesondere auf Missachtungen der Tierwürde, deren Schutz durch die Verfassung und das Tierschutzgesetz ausdrücklich vorgeschrieben wird.
Die Veranstaltung bestand aus verschiedenen Referaten über Teilbereiche des Berichts und einer abschliessenden grossen Podiumsdiskussion, an der auch die TIR teilnahm. Geschäftsleiter Gieri Bolliger wies dabei auf die grosse Bedeutung des Berichts für die Praxis hin. Strafuntersuchungs- und Gerichtsinstanzen haben damit ein praxisnahes Hilfsinstrument in der Hand, das für die Beurteilung von Tierquälereien im Umgang mit Pferden sehr wertvoll ist. Insbesondere liefert der Rapport eine hervorragende Grundlage für die bei der Frage nach der allfälligen Missachtung der Tierwürde vorzunehmenden Güterabwägung. Sämtliche Tierschutzdelikte sind sogenannte Offizialdelikte, die von Amtes wegen von den zuständigen Behörden verfolgt werden müssen. Auch eine Missachtung der Tierwürde bedeutet eine Tierquälerei im Sinne von Art. 26 Abs. 1 lit. a des Tierschutzgesetzes (TSchG) und muss konsequent verfolgt und bestraft werden.
Die TIR dankt den Autoren des Berichts für die wichtige Arbeit und
hofft, dass er weite Beachtung finden wird.
Neben Vollzugsbehörden sind insbesondere Verbände, Organisationen und Institutionen der Pferdebranche in der Pflicht, ihre grosse Verantwortung für das Wohl von Pferden noch besser wahrzunehmen und Gesetzesverstössen konsequent entgegenzutreten. Der umfassende Bericht kann hier heruntergeladen werden.
- Tierwelt vom 23.9.2011: Die Würde des Pferdes stärken
- Bulletin, Nummer 12 vom 26.9.2011: Ethik im Umgang mit dem Pferd
Gieri Bolliger (3. von links) an der Podiumsdiskussion "Ethik und Pferd" in Avenches.