Worauf beim Maulkorb für Ihren Hund zu achten ist
Maulkörbe bedeuten für Hunde insbesondere bei schönem Wetter erhebliche Einschränkungen in ihrem Wohlbefinden. Das Tragen muss in einer wochenlangen Angewöhnungsphase geübt werden. Angesichts der steigenden Temperaturen ist nun dringend mit diesem Training zu beginnen. Schlecht sitzende Maulkörbe können zu Todesfallen werden und zu Strafverfahren wegen Tierquälerei führen.
02.03.2006
Aufgrund teils ganz neuer kantonaler Gesetze, sind gewisse Hunde nun vermehrt an der Leine zu führen und müssen sie auf öffentlichem Grund einen Maulkorb tragen. Leine und Maulkorb können für den Hund physische und psychische Beeinträchtigungen bedeuten. Angeleinte Tiere können sich nicht in artgemässer Weise mit anderen Hunden auseinandersetzen und sind häufiger in kämpferische Konflikte verwickelt. Hunde mit Maulkorb können gegenseitig ihre Mimik nicht mehr genau erkennen und interpretieren, was zu Missverständnissen und Verhaltensstörungen führen kann.
Bald werden die Temperaturen wieder steigen, und damit treten auch neue Probleme im Zusammenhang mit dem Maulkorb auf, der durch eine falsche Anwendung die Lebensqualität von Hunden beeinträchtigen kann. Gesundheitlich problematisch ist vor allem die behinderte Thermoregulation. Hunde können nicht wie Menschen über die Haut schwitzen, sondern tun dies durch Hecheln. Durch einen zu eng angelegten Maulkorb wird ein Hund in seinem Hecheln behindert und kann seine Körpertemperatur darum nicht senken, was im Sommer nicht selten gar zu Todesfällen führt. Dann stellt sich zwangsläufig die Frage, ob sich die den Hund haltende Person nicht einer Tierschutzwidrigkeit oder gar einer Tierquälerei in Form einer fahrlässigen qualvollen Tötung des Hundes schuldig macht. Zudem sind Hunde nicht in der Lage zu trinken oder zu erbrechen, wenn der Maulkorb rund um die Schnauze nicht genug locker anliegt. Hunde benötigen im Durchschnitt einen ganzen Monat, um sich an das neue Accessoire zu gewöhnen.
Kriterien für einen passenden Maulkorb
Richtig verschnallt kann der Maulkorb nicht von der Nase gezogen werden. Wichtig ist, dass er am Nasenspiegel, rund um die Schnauze und an den Knochenvorsprüngen seitlich und unterhalb der Augen nur locker anliegt. Der Hund muss in der Lage sein, die Schnauze so weit zu öffnen, dass ein ungestörtes Hecheln, Trinken oder auch Erbrechen möglich ist. Dafür eignen sich Korbmaulkörbe aus Plastik oder Stahldraht oder solide Ledermaulkörbe, aber keine Stoff- oder Nylonmaulkörbe. Um einen geeigneten, bequem sitzenden Maulkorb auszuwählen, sollte der Hund zur Anprobe mitgenommen werden. Am besten lässt man sich im Geschäft von einer Fachperson beraten.
Vor dem Kauf eines Maulkorbes: Vortraining
Der Hund ist in geeigneter Weise auf die Anprobe vorzubereiten. Ob er seinen Maulkorb mit Gelassenheit oder gar Begeisterung trägt oder aber schon bei dessen Anblick in Panik oder Wut gerät, hängt allein davon ab, wie er daran gewöhnt wird. Meist wird der Fehler gemacht, den Maulkorb immer dann anzuziehen, wenn man etwas Unangenehmes mit dem Hund tun will.
Vorraussetzung für ein erfolgreiches Maulkorbtraining ist ein bequemer, gut sitzender Maulkorb. Beim Vortraining sollte die ganze Übung für den Hund so angenehm wie möglich gestaltet werden. Als geeignetes Vortraining kann man den Hund an die Leine nehmen (damit er sich nicht entziehen kann) und ihm dem Kopf streicheln. Dabei sollte man mehrfach sanft seine Schnauze mit einer oder beiden Händen umfassen und ihn loben, wenn er dies ruhig geschehen lässt. Für manche Hunde ist es einfacher, wenn sie für diese Übung sitzen dürfen. Ringkämpfe sollten auf jeden Fall vermieden werden!
Die Übung kann erweitert werden, sobald der Hund die Hände in seinem Gesicht nicht mehr als unangenehm empfindet. Mit einem breiten und weichen Band (beispielsweise einer alten Krawatte, einem Bademantelgürtel oder Ähnlichem) kann man den Kopf des Hundes streicheln und das Band spielerisch ein- oder zweimal um die Hundeschnauze schlingen.
Diese Übung kann ein paar Mal wiederholt werden, bis das Ende des Bandes
um den Nacken des Hundes geschlungen werden kann. Dabei sollte nicht
vergessen werden, den Hund stets zu loben, wenn er ruhig bleibt. Die
Übung sollte an mindestens vier verschiedenen Orten (beispielsweise im
Wohnzimmer, in der Küche, vor der Haustür, im Park) durchgeführt werden.
Nach dem Kauf des Maulkorbes: Vierwöchiges Gewöhnungs-Training
Erste
Woche: Am ersten Tag ist es wichtig, dem Hund den Maulkorb vor jedem
Spaziergang, vor dem Füttern, Spielen oder Schmusen zu zeigen. Loben Sie
ihn, wenn er Interesse zeigt und den Maulkorb beschnuppert. Machen Sie
mindestens zehn Übungen am Tag.
Am zweiten und dritten Tag sollte
dann für jede Übung ein bisschen Futter in den Maulkorb gefüllt werden.
Lassen Sie den Hund kleine Futtermengen aus dem Maulkorb fressen und
halten sie den Korb dabei in der Hand. Wiederholen Sie diese Übung so
oft, bis der Hund seine Nase gerne in den Korb steckt. Am vierten Tag
sollte der Hund das Futter in aller Ruhe aus dem Korb fressen, und sie
können nun den Nackenriemen schliessen. Loben Sie den Hund, wenn er
ruhig bleibt. Nehmen Sie den Korb nach etwa zehn Sekunden wieder ab und
wiederholen Sie die Übung mehrmals.
In den nächsten Tagen dehnen
Sie die Zeit dann aus, bis Sie den Maulkorb wieder abnehmen. Nach dem
Abnehmen loben Sie den Hund, geben ihm eine kleine Belohnung und setzen
den Korb wieder auf. Machen Sie jeweils drei bis vier Übungen
nacheinander. Wiederholen Sie den ganzen Ablauf etwa zehnmal am Tag.
Sobald der Hund in der Wohnung mindestens fünf Minuten lang den Maulkorb
toleriert und nicht versucht, ihn mit den Pfoten abzustreifen, können
sie die Übung auch auf dem Spaziergang fortsetzen. Laufen Sie dann
jeweils ein Stück mit dem Maulkorb, bevor Sie ihn wieder abnehmen.
In
der zweiten Woche sollte der Hund den Maulkorb immer für einige Minuten
tragen, bevor Sie ihn füttern (während der Zubereitungszeit) und jedes
Mal, wenn Sie mit ihm zum Spaziergang aufbrechen. Anfangs ziehen Sie den
Maulkorb wieder aus, wenn Sie ein Stück vom Haus weg sind. Während des
Spaziergangs ziehen Sie ihn mehrfach wieder für kurze Zeit an. Dehnen
Sie die Tragezeiten täglich etwas weiter aus. Am Ende der zweiten Woche
sind die meisten Hunde soweit, dass sie den Maulkorb bei kurzen
„Gassigängen“ (bis 15 Minuten) ständig tragen können. In der dritten und
vierten Woche dehnen Sie die Tragezeiten nach dem obigen Schema weiter
aus. Erst wenn der Hund den Maulkorb problemlos eine Stunde lang trägt,
ist die Gewöhnung abgeschlossen.
Wichtig: Bis zum Ende der
Gewöhnungsphase darf sich der Hund niemals mit dem Maulkorb
unbeaufsichtigt oder ausserhalb Ihrer direkten Einwirkungsmöglichkeiten
aufhalten. Verhindern Sie ruhig, aber konsequent jeden Versuch, den
Maulkorb abzustreifen, damit keine Verletzungen im Gesicht oder an den
Pfoten entstehen. Jede negative Erfahrung im Zusammenhang mit dem
Maulkorb ist unbedingt zu vermeiden.
Weitere Informationen: